Lesesonntag im April
Und schon ist der Vormittag fast vorbei… Meine Tochter hat relativ spontan bei der Oma übernachtet; wir haben also ausgeschlafen und dann war ich länger als gedacht von „Against the Storm“ abgelenkt, einem PC-Spiel, das ich gestern erworben und in dem ich soeben die zweite Tutorial-Mission verloren habe. Das Setting des Spiels gefällt mir sehr: eine sturmgeplagte Welt, in der es immer regnet und in der wir von der Stadt der Königin ausgehend kleine Erkundungsmissionen in den umgebenden Wald starten. Die Aufgabe ist es dann, eine Siedlung zu errichten.
In den letzten Tagen hat mich noch ein weiteres PC-Spiel beschäftigt, das eine wunderbare Atmosphäre transportiert: „Dredge“ ist ein eigentlich entspanntes Fischerspiel, aber die seltsam geformten Spezies, die wir manchmal fangen, und die eigenartigen Bewohner der Region lassen schnell eine gewisse Beunruhigung aufkommen. Etwas für Liebhaber cthuloider Seeabenteuer.
Lesetechnisch war ich in der letzten Woche mit der Ballade von Tam Lin unterwegs, zuerst in Diana Wynne Jones‘ „Fire and Hemlock“ und dann in Pamela Deans „Tam Lin“. Darin fange ich heute das 9. Kapitel an. Die Geschichte spielt in den 1970er Jahren, Janet beginnt ihr Studium am Blackstock College. Die phantastischen Elemente sind vorerst sehr hintergründig, die Geschichte entwickelt sich wunderbar langsam und detailliert.
Darin möchte ich heute auf jeden Fall weiterlesen, aber ich werde vermutlich parallel auch noch zu etwas anderem greifen (und versuchen, der Verlockung durch „Dredge“ und „Against the Storm“ ein Weilchen zu widerstehen).
14:00
Ich stecke noch im 9. Kapitel, in dem Vorbereitungen für eine Halloweenparty am College getroffen werden, unterbrochen von Diskussionen über Aristophanes, Milton und Shakespeare. Da Halloween für den Balladenhintergrund ein wichtiges Datum ist, bin ich gespannt, ob wir im Verlauf des Kapitels etwas davon bemerken werden. Das Buch erschien 1991, und ich stelle immer wieder fest, dass diese ältere Form von Urban Fantasy besser zu mir passt als die jüngeren Paranormals mit kämpfenden Protagonistinnen.
20:00
Ich habe dann doch noch eineinhalb Missionen in „Against the Storm“ gespielt, und so langsam läuft es. Ich spiele aber auch auf der leichtesten Schwierigkeitsstufe. Es ist kein Endlosspiel wie Anno und auch nicht so entspannt, weil es durch wachsende Ungeduld der Königin doch etwas Zeitdruck gibt, aber das Spiel hat wirklich interessante Mechaniken. Von „Dredge“ habe ich mich heute aber ferngehalten, um zwischendurch auch Zeit für’s Buch zu finden…
Ich habe das Halloweenkapitel in „Tam Lin“ beendet, eines der ersten, in dem der phantastische Aspekt – nach immerhin 200 Seiten – deutlicher wird. Janet und einige Freunde feiern Halloween in ihrem Collegezimmer – voll Retroflair mit Kostümen von Tenniels Alice bis zum Patchwork Girl aus Oz, Keats‘ „La Belle Dame sans Merci“, Gingerbread und Pumpkin Cookies sowie dem Erzählen von Geistergeschichten. Später beobachten sie die Prozession der Classics-Studenten und ihrer Lehrkräfte, die schon etwas fremdartig anmutet, was wir aber immer noch auf die allgemeine Merkwürdigkeit der Classics-Studenten schieben können.
Für etwas Abwechslung habe ich mir „Psychogeographie“ von Colin Ellard mit in die Badewanne genommen, eine – vermute ich – locker lesbare Einführung zum Thema. Es gesellt sich zu meinen Büchern über Architektursoziologie und imaginäre Städte, aber an diesem speziellen Thema ist wohl Hookland schuld. Ich stecke noch in der Einleitung, die aber auch 30 Seiten umfasst (Wie es mit dem Bauen anfing; Wie Raum uns berührt; Die gebaute Welt smart machen etc.).
Ich werde mich später noch für einen Abschluss melden, denke ich, aber ich lese jetzt erst einmal meiner Tochter etwas zum Einschlafen vor (wir sind gerade im vierten Dolly-Band – ein wenig Kontrast zur Schule der magischen Tiere, die sie mit meinem Mann liest).
22:45
Wir haben ein Dolly-Kapitel gelesen, dann habe ich die zweite Mission in „Against the Storm“ beendet (erfolgreich, obwohl ich mehrfach daran gezweifelt habe, ob ich es noch schaffen kann). Ich lese jetzt trotzdem noch die letzten Seiten der Einleitung in „Psychogeographie“ fertig – sobald ich die Frage geklärt habe, ob Spiegelneuronen eigentlich auch beim Lesen eines Romans anspringen (ich lese gerade hier nach). Ich erinnere mich vage (weil schon etwas her) an eine Studium Generale-Vorlesung zu Architekturpsychologie, die wirklich spannend war; wahrscheinlich erschließen sich ein paar Verbindungen zur Psychogeographie.
Danach ist es eigentlich auch schon Zeit zum schlafen gehen – morgen wollen neue Kollegen weiter eingearbeitet werden. Aber vielleicht ist noch Zeit, um im Bett noch einige Seiten in „Yesterday Crumb“ zu lesen – nachdem Konstanze heute auch darin gelesen hat, würde es als Ausklang bei wachsender Müdigkeit gut passen.
Lese-Sonntag im April 2023 – ALLES AUẞER LYRIK said,
April 16, 2023 um 12:41
[…] Kiya […]
Konstanze said,
April 16, 2023 um 12:45
Schön, dass du so entspannt in den Tag starten konntest! 🙂 „Dredge“ ist mir in den letzten Wochen mehrfach vor die Nase gekommen und ich fand es lustig, dass alle Rezensent*innen so sehr betonten, dass es trotz des unheimlichen Grundthemas so wunderbar cozy wäre. Allerdings habe ich noch so viele noch nicht oder nur angespielte Spiele, die ich alle (weiter)spielen will, dass ich mir fest vorgenommen habe, dass ich eine Weile die Finger von neuen Titeln lasse. 😉
Hab noch viel Spaß mit deinem Buch (und all den anderen Dingen, die du heute tust).
Kiya said,
April 16, 2023 um 12:53
Dredge hat den Vorteil, ein überschaubar kurzes Spiel zu sein, beschäftigt einen also nicht 100 Stunden lang, sondern eher so 15-20, je nach Spieltempo. Dafür war es mir erst fast zu teuer, aber ich bereue nichts 😉
Konstanze said,
April 16, 2023 um 13:09
Ah, das ist wirklich nicht viel Spielzeit für das Geld, aber schön zu hören, dass es dir so viel Freude bereitet. Ich denke, ich packe es mal auf die Merkliste und hoffe auf ein Angebotsschnäppchen in ein paar Monaten. 🙂
Kiya said,
April 16, 2023 um 20:08
Ich warte tendentiell auch gern auf Rabatte, aber manchmal mag ich nicht warten oder nehme halt nur 10-20% Rabatt – vor allem wenn die Titel ohnehin nicht wahnsinnig teuer sind. Leider stößt mein 6 Jahre alter Laptop langsam an seine Grenzen und lässt mich bei einigen Spielen im Stich („Coral Island“ zuletzt 😦 ).
natira said,
April 16, 2023 um 12:52
Dredge habe ich letzten auch auf der Switch gesehen und es auf meine Merkliste gesetzt. Ich warte aber noch ein wenig, mal sehen. 🙂
Das andere Spiel klingt auch interessant – muss man dort auch Kämpfe absolvieren?
Kiya said,
April 16, 2023 um 12:55
Kämpfe sind nicht dabei, glaube ich, aber es gibt Aufgaben und Herausforderungen – es ist im Kern ein Aufbauspiel. Ich hatte gar nichts davon gehört, bis es gestern als Wochenenddeal bei Steam aufploppte und für mich spontan interessant aussah. Ein paar Reviews haben mich dann überzeugt.
natira said,
April 16, 2023 um 14:37
Hm, dann versuche ich, das Spiel im Hinterkopf zu behalten. 🙂
Kiya said,
April 16, 2023 um 20:09
Mach das – oder schau es dir in einem Video an 🙂
Neyasha said,
April 16, 2023 um 15:57
Ich mag Tam Lin-Adaptionen total gern und habe dementsprechend auch „Fire and Hemlock“ sehr genossen (sowie „The Perilous Gard“ von Elizabeth Marie Pope). Den Roman von Pamela Dean kenne ich dagegen noch nicht, den muss ich mir mal merken. Ich mag ältere Urban Fantasy tendenziell auch lieber als aktuelle.
Kiya said,
April 16, 2023 um 16:01
Mir sagt wiederum „The Perilous Gard“ nichts, das werde ich mir gleich näher ansehen. Den Roman von Pamela Dean habe ich ursprünglich gefunden, als ich nach Fantasyempfehlungen mit Collegesetting suchte, und nach „Fire and Hemlock“ war die passende Zeit, um ihn aus dem Regal zu ziehen.
Ich mochte „Fire and Hemlock“ auch sehr, aber ich habe gesehen, dass er bei einigen (modernen?) Lesern nicht so gut ankommt.
Neyasha said,
April 16, 2023 um 19:00
Also für mich gab es auch Aspekte, die ich an „Fire and Hemlock“ nicht mochte (das Ende und manches an der Beziehung zwischen Polly und Thomas), aber insgesamt hat mir der Roman doch so gut gefallen, dass ich ihn irgendwann nochmal lesen möchte. Und jetzt habe ich auch direkt Lust darauf „The Perilous Gard“ nochmal zu hören (das ich als Hörbuch habe).
Kiya said,
April 16, 2023 um 20:16
Mir geht es bei Diana Wynne Jones sehr oft so, dass am Ende besonders viel auf mich einprasselt. Im Fall von „Fire and Hemlock“ ist einiges wirklich schwer zu verstehen. Insgesamt finde ich, dass man über das Buch wunderbar diskutieren könnte, weil es dafür viele Ansätze bietet – und das ist positiv. Ich habe durch einige Rezensionen, die ich hinterher gelesen habe, noch einen Eindruck davon bekommen, wieviele Anspielungen eigentlich darin stecken; es gibt wohl auch einen Essay der Autorin dazu. In meiner Ausgabe ist er leider nicht enthalten, aber man findet ihn online.
Auch die Beziehung Thomas/Polly ist sicherlich diskussionswürdig – ich stelle in älteren Büchern aber immer wieder fest, dass die Sensibilität sich auch verändert hat und momentan sehr groß ist – bei Barbara Michaels‘ Büchern aus den 80er Jahren ist mir die andere Haltung zu großem Altersabstand zum Beispiel einige Male aufgefallen.
Neyasha said,
April 16, 2023 um 21:36
Ich habe das Buch vor fast zehn Jahren gelesen, als ich nicht wirklich für dieses Thema sensibilisiert war und hatte trotzdem meine Probleme damit – daher habe ich ein wenig Bedenken, dass es mich mittlerweile noch mehr stören würde, obwohl mich ein Reread reizen würde. Naja, mal sehen.
Dagegen habe ich Hoffnung, dass ich das Ende mittlerweile besser verstehen könnte.
Hach, Dolly habe ich als Kind rauf und runter gelesen, eine meiner absoluten Lieblingsreihen damals!
Birthe said,
April 16, 2023 um 21:30
Bei (Computer-? Konsolen-?)Spielen bin ich ja raus, aber Diana Wynne Jones habe ich hier auch noch diverse ungelesene im Regal rumstehen, die ich eigentlich dringend mal angehen sollte – „Fire and Hemlock“ ist allerdings nicht dabei.
Tam Lin sagt mir gar nix, muss ich gleich mal googeln – genauso wie Psychogeographie, davon hab ich auch noch nie gehört …
Wünsche dir jedenfalls viel Spaß und Erkenntnisse bei beiden Büchern und einen guten Start in die neue Woche morgen!
Kiya said,
April 16, 2023 um 22:47
„Fire and Hemlock“ ist vielleicht auch nicht unbedingt das erste Buch, das ich von ihr empfehlen würde. Ich mochte es sehr, aber an den kontroversen Meinungen kann man sehen, dass es nicht bei jedem gut ankommt. Mein nächstes Buch von ihr wird wahrscheinlich „The Dark Lord of Derkholm“ 🙂
Vielen Dank, auch dir eine schöne Woche!
Konstanze said,
April 16, 2023 um 22:55
Den „Dark Lord of Derkholm“ mag ich wirklich gern – sehr schöne frühe P&P-Vibes! Damit hast du bestimmt Freude, Kiya!
natira said,
April 16, 2023 um 22:16
Oh, was Du über den Zeitdruck schreibst, schreckt mich schon etwas ab, lach. Mal sehen…
Psychogeografie (gerade gegoogelt) ist auch ein spannendes Feld.
Hab eine gute Woche!
Kiya said,
April 16, 2023 um 22:48
Das würde mich auch abschrecken, wenn ich es lesen würde *lach* Der Zeitdruck läuft eher im Hintergrund ab, aber dadurch ist das Spielgefühl doch ganz anders als etwa bei Anno. Die Mischung passt aber gut zusammen.
natira said,
April 18, 2023 um 10:42
Ich liebäugel gerade mit „Dorfromantik“, könnte für andere zu langweilig sein. 🙂
Kiya said,
April 18, 2023 um 19:50
Das ist ein hübsches kleines Spiel, man kann gut puzzlen 🙂 Hab ein paar Partien gespielt.
natira said,
April 20, 2023 um 21:00
Ich habe es inzwischen gekauft und ja, ich habe schon einige Runde Klassik und „schnell“ hinter mir. 🙂
Konstanze said,
April 16, 2023 um 22:52
Oh, deine Badewannenlektüre scheint mit der Umweltpsychologie verwandt zu sein, die ich während des Grundstudiums belegt hatte. Meine Güte, da habe ich lange nicht mehr dran gedacht. *g*
Ich hoffe, du hast noch einen entspannten Tagesausklang mit Yesterday und einen guten Start in die Woche (und wenig Stress mit der Einarbeitung der neuen Kollegen). Schön, dass du heute wieder dabei gewesen bist! 🙂
Kiya said,
April 17, 2023 um 18:36
Das kann sehr gut miteinander verwandt sein, offenbar gibt es viele randständige Fachgebiete, die sich mit ähnlichen Themen beschäftigen 😉
Ich habe tatsächlich noch ein paar Seiten in „Yesterday“ gelesen – heute im Bus hatte ich aber „Psychogeographie“ dabei.
Konstanze said,
April 17, 2023 um 21:08
Ich habe gestern Abend noch den zweiten Yesterday-Band beendet und kann nun sagen, dass mir der (vor allem in der zweiten Hälfte) noch besser gefallen hat als der Auftaktband. Ich bin gespannt wie die Reihe weitergehen wird. 🙂