Lesesonntag im März

März 17, 2024 at 11:31 (Aktionen) ()

Der dritte Lesesonntag des Jahres bei Konstanze. Mal sehen, wie viel ich heute tatsächlich lesen werde – natürlich liegen aber zahlreiche Möglichkeiten bereit, darunter ein Cozy Mystery namens „Tomes, Scones and Crones“ (in dem bekannte literarische Figuren in einem Buchladen auftauchen) und den zweiten Teil der aus dem Französischen übersetzten Kinderbuchreihe „Erinnerungen des Waldes“. Den ersten Band habe ich vor kurzem erst gelesen und sehr gemocht; dem Autor ist es gelungen, das schwere Thema mit einer gewissen Leichtigkeit und sehr liebevoll anzugehen.

Wir haben gerade gefrühstückt. Meine Tochter hat schon angekündigt, dass sie gerne ein bisschen mit mir Playmobil spielen möchte, außerdem wollen wir heute die Fahrräder frühlingreif machen. Gerade bin ich aber noch damit beschäftigt, mich parallel durch ein paar Folgen Het Huis Anubis / Das Haus Anubis / House of Anubis zu schauen, was ich seinerzeit nie gesehen habe, weil ich damals schon die Zielgruppe verlassen hatte. Ich habe mich in der letzten Woche ein wenig zu Ägyptomanie belesen und war dabei in irgendeinem Internetloch über die Serie gestolpert. Es ist so eine Art Mystery-Soap für Kinder mit anfangs drei größeren Handlungssträngen (das Verschwinden einer Mitschülerin / das Geheimnis um das Internat / der Soap-Anteil), die mal besser, mal schlechter verzahnt sind. Ich habe mich jetzt ungefähr bis Episode 30 vorgearbeitet, wobei die Folgen mit 10 Minuten wirklich sehr kurz sind. Der Reiz liegt für mich (neben dem Mystery-Anteil) vor allem darin, die verschiedenen Fassungen zu vergleichen. Die Figuren sind gleich angelegt, aber haben andere Nuancen, wenn jemand anders sie spielt. Mal wurden aus zwei Figuren eine gemacht, mal aus einer Figur zwei, oder ein Schauspieler wechselte. Ich nehme an, dass die Unterschiede im weiteren Verlauf größer werden. Das niederländische Original und das deutsche Remake sind sehr ähnlich und sogar im selben Haus gedreht, wirken aber unterschiedlich, weil die deutsche Fassung verstörend bunt ist und überwiegend merklich unerfahrene Darsteller hat, während die niederländische Fassung natürlicher wirkt. Die britisch-amerikanische Fassung wiederum hat ein paar Handlungselemente eleganter miteinander verzahnt und ließ sich ästhetisch von Pretty Little Liars inspirieren, vermute ich.

15:00

Meine Tochter wollte vorhin eine ihrer begonnenen Geschichten weiterschreiben; dafür habe ich den PC geräumt und mir „Tomes, Scones and Crones“ geschnappt. Es ist der erste Band einer inzwischen vierbändigen Reihe von Colleen Gleason und gleichzeitig mein erstes Buch von ihr. Ich habe mittlerweile ungefähr ein Drittel gelesen, die 48jährige Protagonistin kennengelernt, eine Bibliothekarin, die vor dem cozy-üblichen Neuanfang in einer freundlichen kleinen Stadt steht und dabei über eine Leiche stolpert. Die Variation des Themas sieht diesmal vor, dass drei geheimnisvolle alte Damen namens Andromeda, Pietra und Zwyla dabei ihre Finger im Spiel haben – auf welche Weise, wissen wir noch nicht genau. Jacqueline hat den Buchladen „Three Tomes“ zusammen mit zwei Katern und der ein oder anderen literarischen Figur geerbt. Es gab augenöffnenden Tee und Blaubeer-Scones. Wir haben Mrs. Hudson und Mrs. Danvers getroffen, die offenbar den Haushalt schmeißen und von deren Anwesenheit niemand außer Jacqueline besonders überrascht zu sein scheint. Es wird noch weitere Figuren geben, bereits angeteast ist eine Figur aus „Wizard of Oz“. Auch der Tote, seine zornige Schwester und der archetypische attraktive Ermittler (das ist eine Figur, die mich immer leicht nervt) haben bereits die Bühne betreten.

Liest sich nett bis jetzt, aber da erst einmal die üblichen Einführungen geboten werden, lässt sich noch nicht viel mehr sagen. Wir waren dann zu dritt ein halbes Stündchen mit den Rädern unterwegs. Es ist kühl, in der Sonne aber angenehm, und ich bin froh, dass die Fahrräder jetzt frühlingsbereit sind.

20:30

Der Nachmittag ist schnell vergangen mit Mittagessen, Badewanne, Aufräumen, Vorlesen (wir lesen den zweiten Runkel-Band der Digedags) und ins Bett bringen. Wir haben ein paar Stücke Rosmarin-Pfirsich-Kuchen aufgetaut, die immer noch recht gut schmeckten. In „Tomes, Scones and Crones“ habe ich nur wenige Seiten weitergelesen. Im Buch ist der nächste Morgen angebrochen; Jacqueline hat die drei alten Damen bei einer Art Räucherritual überrascht (sie bestehen hartnäckig darauf, dass es sich nicht um Marihuana, sondern um Salbei handelt, aber Jacqueline ist sich da nicht so sicher) und von einer Familienfehde erfahren. Sie begleitet die drei nun zu ihrem Haus und wird hoffentlich mehr darüber hören. Ich mag die Schauplätze im Buch – nicht nur den Buchladen, der zahlreiche Zimmer, Winkel und interessante Themenecken aufweist (außerdem eine Teestube), sondern auch das bunte, zusammengewürfelte Haus der drei Damen mit seinen Teppichen und Wandbehängen, vielfältigen Materialien, Kräutern und Blumen. Im Buch ist übrigens April, es passt also gerade recht gut in die Jahreszeit, wenn man das mag.

Außerdem habe ich noch einige der kurzen Anubis-Folgen geschaut. Hauptsächlich habe ich bei den niederländischen Folgen aufgeholt, da bin ich nun fast auf dem Stand der deutschen Episoden. Als nächstes ist wohl wieder eine der englischen Doppelfolgen an der Reihe. Der Vergleich macht weiterhin Spaß. Die deutschen Episoden für mich leichter zugänglich, die Sprache und die Lebenswelt sind vertraut, und die Bildqualität ist bei Netflix auch wesentlich besser als bei den niederländischen Episoden. Die Charaktere funktionieren dafür im Original oft besser, wie schon gesagt. Außerdem macht es mir Spaß, die mir fremde Sprache zu hören. Ich gewöhne mich bereits an die Satzmelodie und erkenne die Worte darin, die dem Deutschen ähnlich sind, immer besser, sodass ich nicht komplett auf die Untertitel angewiesen bin. Ich habe gelesen, dass in späteren Staffeln diese Version düsterer wird als die englischsprachige, weil diese eher am amerikanischen Publikum orientiert war – mal sehen, ob ich es bis dahin schaffe (wahrscheinlich nicht).

Ich werde jetzt noch ein paar Folgen ansehen und mich dann mit meinem Buch zurückziehen. Es war schön, dass wir heute so zahlreich waren 🙂

21 Kommentare

  1. jacquysthoughts said,

    Guten Morgen, das Haus Anubis habe ich auch nie richtig geschaut. Ich finde es richtig spannend, dass du die verschiedenen Versionen miteinander vergleichst. Sprichst du niederländisch oder schaust du mit Untertiteln o.ä.? Es ist richtig faszinierend, wie stark man das gleiche Material durch die Darstellung verändern kann.

    • Kiya said,

      Ich glaube, auf den ersten Blick ist die Serie auch eher abschreckend. Overacting ist schon ein Problem 😉 Aber durch die ganz kurzen Folgen mit Cliffhanger ist es natürlich so gemacht, dass man schnell noch eine hinterherschieben kann. Mal sehen, wie weit ich komme. Ja, die kleinen Unterschiede faszinieren mich auch. Ich schaue die niederländische Fassung mit englischen Untertiteln – es ist aber witzig, dabei die Worte zu entdecken, die im Deutschen gleich oder sehr ähnlich sind.

  2. Lese-Sonntag im März 2024 - ALLES AUẞER LYRIK said,

    […] Kiya […]

  3. Konstanze said,

    Ich habe noch nie von der Serie gehört, finde es aber faszinierend, was du darüber erzählst und was für Unterschiede du bei den verschiedenen Versionen davon entdeckt hast. Sehr spannend – aber vermutlich für mich nicht spannend genug, um selber zu schauen. *g*

    • Kiya said,

      Ich würde die Serie nun auch nicht unbedingt empfehlen, wenn man nicht ohnehin gerade Lust darauf hat. Aber du kennst das ja: manchmal hat man trotz der Mängel seinen Spaß an einem Produkt 🙂 Es ist aber schon bemerkenswert, dass eine belgisch-niederländische Produktion erst ein deutsches, dann noch ein englischsprachiges Remake erfahren hat. Das Original war erfolgreich genug, um mehrere Filme, Theaterstücke und Spiele nach sich zu ziehen.

      • Konstanze said,

        Es ist wirklich interessant, wie viele Remakes und weitere Werke die Serie inspiriert hat, umso erstaunlicher finde ich es, dass ich noch nie davon gehört hatte.

        • Kiya said,

          Ich hatte es auch nicht auf dem Schirm, wobei ich die deutsche Fassung schon mal irgendwann auf meine wuchernde Netflix-Liste geschoben hatte. Es war halt eine Kinderserie in den frühen 2010er Jahren, und speziell die deutsche Version ist teilweise schon abschreckend. Dass es so viel davon aus unterschiedlichen Ländern gibt, habe ich gerade erst gelernt.

        • Konstanze said,

          Schön, dass es mit dem Fertigmachen der Räder und einem kleinen Ausflug bei euch geklappt hat!

          Ich weiß nicht, ob ich Mrs. Danvers als Haushälterin haben wollen würde. Oo Und ja, die Ermittler in Cozy Mysteries nerven sehr schnell, weil sie entweder soooo attraktiv sind oder sooooo ignorant und unfähig. *seufz*

  4. nettebuecherkiste said,

    Moin! „Das Haus Anubis“ sagt mir gar nichts, bin wahrscheinlich zu alt 😉 Als Geschichtsfreak interessiere ich mich aber natürlich auch sehr für Ägypten.

    • Kiya said,

      Ja, an mir ging es damals auch vorbei. Interessant am Thema Ägypten ist, dass man es sozusagen doppelt mit Geschichtsinteresse betrachten kann: einmal tatsächlich das alte Ägypten und seine Mythologie, und dann die Rezeption und eben solche Themen wie Ägyptomanie vor allem im 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts – diese Zeit ist ja für sich auch schon Teil der Geschichte geworden.

      • nettebuecherkiste said,

        Stimmt, es gab ja auch mal pulverisierte Mumien als Medizin „Mumia“ (igitt!)

        • Kiya said,

          Ja, und Mumienbraun als Farbpigment. Diese Verwendungen gab es sogar schon lange vor dem 19. Jahrhundert 🙂 „Mumia“ hat man noch 1924 verkauft!

        • nettebuecherkiste said,

          *grusel* Kennst du „Sinuhe der Ägypter“ von Mika Waltari? Ist ein schon ein bisschen älterer historische Zeit, der in der Amarna-Zeit spielt.

  5. Neyasha said,

    „Tomes, Scones and Crones“ klingt ja nett, wobei ich persönlich nicht sehr begeistert wäre, wenn ich Mrs. Danvers als Haushälterin hätte. *gg*

    • Kiya said,

      Das geht der Protagonistin ähnlich 😉 Mrs. Danvers erledigt, wenn auch sauertöpferisch, die Hausarbeit aber immerhin sehr gewissenhaft, da sie und Mrs. Hudson stets versuchen, einander zu übertrumpfen.

  6. nettebuecherkiste said,

    Das mit den literarischen Charakteren erinnert mich an die Thurday Next-Reihe von Jasper Fforde, kennst du die?

    • Kiya said,

      Ja, die Reihe kenne ich 🙂 Ich hab mich anfangs etwas schwer getan, aber dann ist sie mir ans Herz gewachsen. 5 Bände habe ich bis jetzt gelesen. Mich erinnert das Thema auch an eine Buchreihe, nämlich an „Pages & Co.“, wenn auch nur insofern als darin auch Buchfiguren im Buchladen auftauchen.

      „Sinuhe der Ägypter“ kenne ich nicht, aber spannend, dass es ein Finne geschrieben hat. Ich schau es mir mal an.

      • nettebuecherkiste said,

        Ah, die Reihe von Anna James, die kenne ich von früher noch als Booktuberin 🙂
        Ich mache demnächst auch auf jeden Fall weiter mit Thursday Next.

  7. Kiya said,

    @Konstanze: Ich vermute, man baut die Typen ein, weil man irgendwo die Brücke zu den Berufsermittlern schlagen will, die sich nachvollziehbarerweise auch noch mit dem Fall beschäftigen wollen, und wenn man sowieso ein Love Interest einbaut, kann man den ja gleich nutzen – wenn er unsere durch den Krimi stolpernde Heldin mag, bekommt sie auch noch Informationen frei Haus. Wie praktisch *seufz*

    • Konstanze said,

      Ich glaube, ich mag die Ermittler-Variante am wenigsten, die eine der Protagonistin nahestehende Person verdächtigt, damit es ein Motiv für die Hauptfigur gibt, um überhaupt zu ermitteln. Naja, um so netter ist es, wenn doch ausnahmsweise mal ein realistisches und nicht romantisches Verhältnis zu den Ermittlern dargestellt wird. Auch wenn das selten der Fall ist …

      • Kiya said,

        Die Variante, in der eine nahestehende Person verdächtigt wird, gibt es wirklich oft, dadurch hat sie sich ganz schön abgenutzt. Irgendwoher muss die persönliche Motivation zum Ermitteln natürlich kommen, wenn es kein Job ist, aber ich freue mich auch über neue Ideen, was das angeht.

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