F.H. Burnett: The Secret Garden

April 28, 2013 at 16:23 (gelesen)

„The Secret Garden“ ist so ein Buch, über das man immer wieder stolpert, weil es so häufig irgendwo erwähnt wird (meist lobend). Ich wollte diesen Klassiker daher schon seit längerer Zeit in Angriff nehmen und habe ihn zusammen mit diversen anderen Penguin Popular Classics gekauft. Den nötigen Anstoß, um ihn dann auch vom SuB zu befreien und zu lesen, gab nun die „Bücher, die man gelesen haben muß“-Challenge 🙂

„Mary Lennox, lonely and unwanted, arrives from India to live with her uncle in Yorkshire. Left to herself there is little to do apart from explore the huge, gloomy house and its surroundings until, one sunny morning, she stumbles across a secret garden, hidden behind ivy-clad walls. For the first time in her sad short life she has found something to care for and she determines to restore the garden to its former glory. As the garden begins to bloom and is magically transformed no one is left untouched…“

Zunächst bin ich froh, zur Originalsprache gegriffen zu haben – der Yorkshire-Dialekt wird nicht nur ausgiebig gesprochen, sondern auch thematisiert, wenn Mary im Verlauf der Handlung versucht, sich den Einheimischen anzugleichen und ihre Sprachgewohnheiten selbst ausprobiert; ich kann mir momentan gar nicht vorstellen, wie die Übersetzungen dieser Herausforderung begegnen.

Der Dialekt trägt darüber hinaus natürlich zum Lokalkolorit bei. Das Moor und das kühle Wetter sind für Mary, als sie aus Indien anreist, erst einmal ungewohnt. Es braucht Zeit, bis das verstockte Mädchen gesellig und lebhaft wird. Der Fund des verborgenen Gartens und die Beschäftigung im Freien spielen dafür natürlich eine große Rolle – der Garten als Therapie.

Das ist auch alles sehr schön und einfühlsam beschrieben, und Mary ist ein Charakter, dessen Entwicklung ich gerne gefolgt bin. Trotzdem wa mir die allzu simple Gleichung gute Luft + Bewegung => guter Appetit, Gesundheit, Frohsinn und Tralala mit der Zeit etwas zu viel des Guten.

Interessanter wurde es für mich wieder, als mit Colin noch ein weiteres problembeladenes Kind in den Fokus rückt. Die Szenen, in denen Mary dem Jungen, der glaubt, bald sterben zu müssen, die Meinung geigt, haben mich sehr gut unterhalten 🙂 Die Nebencharaktere sind ebenfalls gelungen: Martha, Dickon und ihre vielköpfige Familie machen Mary auf ihre einfache, freundliche Art mit der Natur bekannt, und auch der mürrische Gärtner nimmt auf seine eigene Weise großen Anteil an dem, was geschieht. Und dann ist da natürlich noch das Rotkehlchen, das den Weg weist.

Sprachlich ist „The Secret Garden“ an die Zielgruppe angepaßt und auf Englisch auch leicht verständlich. Ungeübten Lesern könnte höchstens der Dialekt leichte Probleme bereiten; ich finde allerdings, daß man sich schnell hineinliest. Sehr gut gelungen ist es Burnett jedenfalls, Atmosphäre und Stimmung zu transportieren. Außerdem fällt es sehr leicht, alle Beteiligten mit ihren Eigenheiten zu mögen.

Lesenswert (auch wenn man so wie ich für’s Gärtnern nicht so viel übrig hat ;-)), ziemlich englisch, verträumt und optimistisch, aber für ein Kinderbuch ist das ja durchaus passend.

„She walked round and looked closely at that side of the orchard wall, but she only found what she had found before – that there was no door in it. Then she ran through the kitchen gardens again and out into the walk outside the long iv-covered wall, and she walked to the end of it and looked at it, but there was no door; and then she walked to the other end, looking again, but there was no door.“

2 Kommentare

  1. Winterkatze said,

    Wobei diese simple Gleichung zu der Zeit wohl sehr verbreitet war. Ich erinnere mich an ein Kinderbuch, das ich von meiner Mutter geerbt habe, und in der das genauso aufgenommen wurde (wobei die Gleichung da noch die Alpen beinhaltete :D).

    Die Szenen zwischen Mary und Colin mag ich auch besonders gerne und wenn ich mich an meine deutsche Ausgabe richtig erinnere, dann „nuscheln“ Ben und Dickon und Martha, aber so richtig wird der Dialekt nicht thematisiert. Dabei fand ich das in der englischen Ausgabe jetzt auch besonders reizvoll.

  2. Kiya said,

    Ich war schon froh, daß der Zeigefinger trotzdem nicht allzu stark erhoben war, sondern sich das Buch ansonsten sehr angenehm liest 🙂 Das haben andere Kinderbücher viel schlechter hinbekommen.

    Das ist natürlich interessant, wenn man beide Ausgaben kennt und vergleichen kann – ich habe ja nur die englische. Aber erfahrungsgemäß sind englische Dialekte auf Deutsch – wenn überhaupt – äußerst merkwürdig wiedergegeben (mein erstes eigenes Erlebnis mit diesem Phänomen war der Harry Potter-Hagrid ;-)).

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