Lesesonntag im November

November 19, 2023 at 09:24 (Aktionen) ()

Guten Morgen zum Lesesonntag bei Konstanze… Ich habe unruhig geschlafen (wahrscheinlich aufgrund des Regens) und bin gerade etwas unausgeruht aufgestanden. Deshalb hier erst mal ein kurzer Ich-lese-mit-Platzhalter. Ich werde jetzt einen heißen Wilde-Kräuter-Tee trinken und eine Runde Coral Island spielen, solange meine Tochter noch im Bett liest, und mir dann überlegen, welche Bücher heute an die Reihe kommen könnten.

Recht weit oben auf der Liste steht jedenfalls „Code: Orestes“, ein unverhoffter Bibliotheksfund von mir. Ich habe das Buch vorher noch nirgendwo gesehen; leider wurden mal wieder nur zwei von drei Bänden übersetzt, aber diese gedenke ich zu lesen. Es geht um Codes und Verschlüsselungen, Mythologie, Wissenschaften wie Astronomie und Esoterik und hat diesen angenehmen Stil, den ich mit Übersetzungen aus skandinavischen Sprachen verbinde.

14:30

Ich glaube, es wird Zeit für eine Zwischenmeldung, obwohl ich nicht so viel zu berichten habe. Es gab allerdings immerhin ein leckeres Apfelpfannkuchen-mit-Ahornsirup-Frühstück, und gespielt habe ich auch ein wenig – im neuen Spielstand (der vom Early Access ist mit 1.0 nicht kompatibel) spiele ich wieder auf 50 % Spielgeschwindigkeit, lasse es also sehr entspannt angehen. Dafür brauche ich für einen Tag auch lange und habe seit Erscheinen in 12 Stunden 16 Frühlingstage erlebt.

Zwischendurch habe ich ein bisschen aufgeräumt und ja, auch in „Code: Orestes“ gelesen. Ich mag Verschlüsselungen und Rätsel in Kinderbüchern sehr gerne, „Winterhaus“ war da zum Beispiel eine schöne Reihe. Ein bisschen erinnert mich „Code: Orestes“ auch daran. Malin und Orestes versuchen einen Brief zu entschlüsseln, den ein Fremder Malin anvertraut hat. Mit einer Vigenère-Chiffre (die auch ausführlich erklärt wird) gelingt es Malin schließlich, den Text zu entziffern, aber damit tun sich natürlich mehr Fragen als Antworten auf. Was hat es mit glänzenden Wegen, Sternenfeldern und Erdenströmen auf sich? Was ist eigentlich ein Rutenkind? Die Autorin hat übrigens einen Master in Technischer Physik, insofern finde ich die Themenmischung besnders spannend. Ich bin jetzt auf Seite 85 und werde dann wohl noch einmal das Buch wechseln.

20:00

Oh, der Nachmittag ist schnell vergangen… Zum Mittag haben wir eine Kartoffel-Rosmarin-Pizza ausprobiert (ganz okay, ähnlich wie Kartoffelgratin, nur mit Teig – nicht unbedingt ein Kandidat zum Wiederbacken, aber den Versuch wert).

Um etwas Abwechslung bei der Lektüre zu haben, habe ich zu „The Yellow Wall-Paper“ gegriffen, nach Mark Twains „The Stolen White Elephant“ mein zweiter Little Black Classics-Band in diesem Monat. Enthalten sind neben der Titelgeschichte noch „The Rocking-Chair“ und „Old Water“. An der gelben Tapete war ich aber besonders interessiert (sie wird so oft im Kontext von Gothic Literature erwähnt, dass ich genervt war, weil ich sie nur dem Namen nach kannte) und die habe ich heute auch gelesen. Die Handlung war mir vertraut, aber selbst lesen ist doch anders und tatsächlich hat sie mir besser gefallen als erhofft. Das wäre wohl der passende Moment, um anschließend ein wenig in „Bitten by Witch Fever“ zu blättern (dt.: „Gefährlich schön ~ Giftige Tapeten im 19. Jahrhundert“). Stattdessen habe ich geschaut, ob es zu der Geschichte eine Verfilmung gibt, mir einen Trailer aus dem Jahr 2022 angesehen und über den Kommentar „before the Backrooms, there was the wallpaper“ gelacht.

Danach habe ich „Malice House“ mit in die Badewanne genommen, und anschließend haben wir mit unserer Tochter eine DVD-Folge „Addams Family“ angeschaut (diese hier). Nachdem wir mit unserer Tochter zuerst den neueren animierten Film gesehen haben, arbeiten wir uns jetzt durch die alte Serie. Danach habe ich meiner Tochter zum Einschlafen weiter aus dem zweiten Harry Potter-Band vorgelesen (wir sind bei der Schneckenfluch-Szene) – die Bücher sind so wunderbar zum Vorlesen! Figuren wie Hagrid, Hermine, Draco, Snape oder Gilderoy Lockhart eine eigene Stimme zu geben, macht wirklich Spaß.

Jetzt werde ich mir noch ein Thunfisch-Brötchen zum Abendessen machen und dann noch etwas lesen. Wahrscheinlich einige Seiten in „Malice House“, aber später am Abend möchte ich unbedingt mit „Die Polidoris und der Fluch aus dem Eismeer“ anfangen – der erste Teil war eines meiner liebsten Kinderbücher in diesem Jahr und ich freue mich seit der Ankündigung auf diese Fortsetzung. Die exzentrische Villa am Meer habe ich besonders geliebt, insofern hoffe ich, dass ich auch den zweiten Teil mögen werde, auch wenn der Schauplatz wechselt.

Wie ist das eigentlich bei euch – lest ihr auch nach Tageszeit etwas unterschiedliche Bücher? Abends greife ich lieber zu etwas Gemütlichem wie Kinderbüchern, deshalb auch die Reihenfolge – erst „Malice House“, später „Die Polidoris“. „Malice House“ habe ich im Oktober angefangen; es ist recht viel Text, aber ich komme stetig voran und erreiche demnächst Seite 200. Für fiktive Bücher und Horror-Schriftsteller habe ich immer etwas übrig, aber hier mag ich auch die Erzählweise sehr. Mir gefällt, dass ich keiner einzigen Person über den Weg traue und sogar mit dem Gedanken spiele, ob die möglicherweise im Haus vorhandenen Monster nicht letztlich die sympathischeren Wesen in dieser Geschichte sind.

22:30

Mit einem kurzen Update verabschiede ich mich. Ich habe nicht so viel gelesen wie erhofft seit dem letzten Part, weil ich erst die überfällige Kommentarrunde gedreht habe, mir dann einfiel, dass ich noch meinen Vater anrufen wollte und ich schließlich noch mit dem Übertragen eines widerspenstigen Videos vom Smartphone auf den PC beschäftigt war. Ganz kurz angelesen habe ich „Die Polidoris“ aber (den Gedanken an „Malice House“ habe ich zwischendurch aufgegeben) und ich fühle mich gleich wieder wohl in der Geschichte.

In der Vorsatzillustration ist ein Museum der Toten abgebildet, in dem ich viele schöne Namen und eigenartige Gegenstände gefunden habe und das mich bereits sehr neugierig macht. Die Geschichte setzt noch beim liebgewonnenen Polidorium ein. Mit Onkel Udolpho lernen wir einen weiteren Vertreter der faszinierenden Polidori-Sippe kennen („Was macht er auf unserem Dach?“ fragte Petronella. „Es schien mir der sicherste Landeplatz.“) und die Geschwister sind auf dem Sprung ins Abenteuer („Selbstverständlich reisen wir mit unserem Familienschiff“, antwortete Großmutter hoheitsvoll. „Und das liegt natürlich nicht im Hafen von Tildrum.“).

Ich werde noch ein paar Seiten lesen, den PC aber bereits ausmachen. Habt einen guten Start in die Woche.

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#31spookystories

November 4, 2023 at 22:16 (Challenges)

Ende September bin ich (wahrscheinlich bei Instagram) über eine Lesechallenge gestolpert. Ich habe lange bei keiner mehr mitgemacht (und es ist noch länger her, seit ich bei einer efolgreich war), aber diese Oktober-Challenge hat für mich perfekt gepasst. Die Vorgabe, 31 Gruselgeschichten zu lesen, passt nicht nur perfekt in den Oktober, sondern auch zu meinem SuB, auf dem sich zahlreiche passende Kurzgeschichten befinden, zu denen ich viel zu selten greife. Und weil mir die Challenge nicht nur Spaß gemacht hat, sondern ich dafür auch in mehrere Bücher reingelesen habe, bietet es sich an, nicht nur die Challenge, sondern auch besagte Bücher vorzustellen.

Die Challenge gibt es offenbar seit 2021. Sie findet als Kooperation zwischen der Künstlerin Sian Ellis und Ash von Notebook of Ghosts statt. Sie kann entweder mit 31 oder mit 13 Kurzgeschichten durchgeführt werden. Ash hat hier nicht nur die Druckvorlage, die ich verwendet habe, sondern auch Empfehlungen für Geschichten, Tipps und weiteres zur Verfügung gestellt. Ein kürzerer Artikel von Sian Ellis findet sich hier. Dieser Challenge vorangegangen ist offenbar eine Weihnachtschallenge mit #25spookystories, die ich mir für dieses Jahr auch schon gedanklich vorgemerkt habe – es gibt beim Winter- und Weihnachtsgruseln so viel mehr zu entdecken als Charles Dickens!*

Aber noch ist es nicht so weit. Es ist Oktober. Kürbiswetter, kalter Wind und raschelndes Herbstlaub, glänzende Kastanien, Apple Pie, heißer Tee, Nebelgespenster… und natürlich unheimliche Geschichten. So sah meine Liste am Ende des Monats aus:

Ich war großzügig und habe nicht nur bei der Auswahl darauf geachtet, dass viele recht kurze Geschichten dabei waren, sondern auch den ein oder anderen Text mitgezählt, der strenggenommen keine Kurzgeschichte ist – dazu gleich mehr. Jetzt zu den Anthologien und den konkreten Geschichten, die ich daraus im Oktober gelesen habe. Ich habe dort weitergelesen, wo ich im Buch eben steckte, manche begonnen, andere weitergelesen.

Allgemeine Anthologien

Stefan Bauer, Marco Schneiders (Hg.): Halloween

Eine von drei Anthologien, die Stefan Bauer zum Thema herausgegeben hat – die anderen beiden, „Das große Halloween-Lesebuch“ und „Die Nacht der Masken“, besitze ich ebenfalls. Hauptsächlich klassische Autoren wie Charles Dickens, Saki, E.T.A. Hoffmann und Bram Stoker in einer wilden Mischung mit im Erscheinungsjahr 2000 zeitgenössischen Fantasy-Autoren wie Wolfgang Hohlbein und Andreas Eschbach.

gelesen: Arthur Conan Doyle – Der Parasit

Geistergeschichten aus aller Welt

Geschichten des Volksglaubens, Märchen und Erzählungen. Das geht zurück bis zu Plinius dem Jüngeren und Phlegon von Tralleis, schaut mit Märchen nach Skandinavien, Großbritannien, China, Japan und Estland, enthält aber auch Geschichten etwa von Edgar Allan Poe und Guy de Maupassant.

gelesen: Die Geister in der Spinnstube, Die Wäscherinnen der Nacht, Die weiße Herberge

Tori Bovalino (ed.): The Gathering Dark ~ An Anthology of Folk Horror

An Folk Horror orientiert, aber man sollte sich eher auf YA-Gruselgeschichten einstellen. Autoren sind zum Beispiel Allison Saft, Erica Waters, Olivia Chadha und Shakira Toussant.

gelesen: Chloe Gong – The Tallest Poppy

Richard Chizmar, Robert Morrish (ed.): October Dreams ~ A Celebration of Halloween

Ein Schwergewicht mit 650 Seiten, erschienen 2002 und das einzige Buch auf dieser Liste explizit mit Halloween-Thematik. Neben Kurzgeschichten und Essays enthält es Halloween-Erinnerungen verschiedener Autoren; eine sehr runde Sache ingsesamt. Diese Erinnerungen umfassen oft nur wenige Seiten, aber ich habe sie trotzdem für meine Liste gezählt.

gelesen: Elizabeth Engström – A Moonlit Night with Rats, Poppy Z. Brite – Lantern Marsh, Rick Hautala – Nicknames, A Halloween Reminiscence, Steve Rasnic Tem – A Condemned Man, Thomas Ligotti – Conversations in a Dead Language, Gary A. Braunbeck – My Favorite Halloween Memory, Jack Ketchum – My Favorite Halloween Memory, Thomas F. Monteleone – Yesterday’s Child

Audrey Niffenegger (ed.): ghostly ~ A Colleciton of Ghost Stories (dt. Katzen und Gespenster)

Hier haben wir nur 450 Seiten mit einer Einleitung von Audrey Niffenegger, die sie ausgewählt hat, weil sie ihr gefallen. Von ihr ist auch eine Geschichte enthalten. Andere Autoren sind zum Beispiel Kelly Link, Neil Gaiman oder P.G. Wodehouse.

gelesen: E.A. Poe – The Black Cat

Spezielle Themen oder Autoren

Otto Penzler: Bloodsuckers (The Vampire Archives Vol. 1)

Es gibt noch zwei weitere Bände der Vampire Archives, „Fangs“ und „Coffins“, die sich natürlich auch in meinen Regalen befinden. „Bloodsuckers“ enthält zum Beispiel Geschichten von Stephen King, Dan Simmons, Clark Ashton Smith und Tanith Lee.

gelesen: Hume Nisbet – The Old Portrait

A Phantom Lover and Other Dark Tales by Vernon Lee (British Library Tales of the Weird 15)

Einer der Bände aus der Reihe, die sich eine einzelne Autorin vornehmen, hier Vernon Lee (der nom de plume der britischen Autorin Violet Paget). Die Geschichte, die ich hier gelesen habe, war wohl die längste auf meiner Liste; ich hatte sie bereits angefangen und die Gelegenheit genutzt, sie zu beenden.

gelesen: A Phantom Lover

The Ghost Slayers ~ Thrilling Tales of Occult Detection (British Library Tales of the Weird 29)

Hier ein weiterer Vertreter dieser spannenden Reihe, diesmal mit einem der Bände, die sich einem bestimmten Thema widmen (ich bin in jeder Saison neugierig, was sie sich als nächstes einfallen lassen). Okkulte Detektive waren aufgrund des ebenfalls im Oktober stattfindenden Readathons „Occult Detective October“ doppelt passend. Ich hätte vielleicht noch eine zweite Geschichte gelesen, allerdings wäre die nächste 60 Seiten lang gewesen. Figuren wie Carnacki, Dr. Silence, Flaxman Low, Cosmo Thor und Aylmer Vance haben in dieser Anthologie einen Auftritt.

gelesen: Kate und Hesketh Prichard – The Story of the Moor Road

Nina Blazon: Siebengeschichten

Sieben Geschichte, sieben unheilvolle Orte, sieben Länder, darunter Japan, Frankreich, Schweden und Irland.

gelesen: Elchtaufe, Das Mädchen im Spiegel, Siebensachen, Die letzte Geschichte

Shane Hawk, Theodore C. Van Alst Jr. (ed.): Never Whistle At Night ~ An Indigenous Dark Fiction Anthology

Einige Wesen aus der Mythologie der indigenen Völker habe ich natürlich im Hinterkopf, Wendigo zum Beispiel. Aber ich war hier sehr gespannt auf Motive, die ich noch nicht so gut kenne. Auch die Autoren sind mir alle neu. Den Titel finde ich übrigens sehr gut gewählt, mich hat er jedenfalls sofort neugierig gemacht.

gelesen: Mathilda Zeller – Kushtuka, Rebecca Roanhorse – White Hills

Ying Chang Compestine: A Banquet for Hungry Ghosts ~ A Collection of Deliciously Frightening Tales

War ja klar, dass ich ein Buch auf dem Bild vergesse… Dabei ist dieses besonders interessant! Es geht um hungrige Geister, Gestalten aus der chinesischen Tradition, aber auch um chinesische Kultur, Geschichte und Gerichte – zu jeder Geschichte gibt es Erklärungen und ein Rezept.

gelesen: Steamed Dumplings, Tea Eggs

M.R. James: Sämtliche Geistergeschichten 1 (H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens)

Hier lag ein kleiner Schwerpunkt von mir, weil ich dieses Buch schon ziemlich häufig hervorgezogen und dann doch nicht gelesen habe.

gelesen: Eine Herzenssache, Graf Magnus, Die Mezzotinto-Radierung, Nummer 13

Barbara Zoschke (Hrsg.): Gruselgeschichten

Das zweite Buch, das ich auf dem Bild vergessen habe. Erschienen 1996 im Loewe Verlag, also optisch eher an Kinder gerichtet, wobei es die Geschichten eigentlich nicht unbedingt sind. Es sind auch zwei deutsche Autoren dabei, die mir aber nichts sagen.

gelesen: W.H. Hodgson – Der Pilzwald, Joan Aiken – Grieg auf den Grund gegangen

* Teaser für eine Neuerscheinung

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