F. Scott Fitzgerald: Der große Gatsby

Mai 29, 2013 at 22:03 (gelesen)

Vor ein paar Tagen las ich in Juliet Blackwells „A cast-off Coven“:

„‚You know, the light was a symbol of Gatsby’s dream of winning Daisy over…‘ ‚Oh, I never read the book‘, I said. ‚How’d you get out of High School  without reading The Great Gatsby?‘ Bronwyn asked.“

Gatsby – in solchen Zitaten wird es überdeutlich – ist einer der berühmtesten amerikanischen Romane, der passenderweise nun auch gerade wieder im Kino zu sehen ist. Den Film habe ich gestern gesehen, das Buch vor einigen Wochen gelesen – jetzt habe ich den erhofften endgültigen Impuls, um die Rezension zu schreiben (inkl. einiger Bemerkungen zum Film ;-)), die ich ohne die Challenge wohl gar nicht geschrieben hätte.

„New York 1925. Auf der Suche nach seiner verlorenen Liebe gibt Gatsby sagenhafte Parties: bei Swing und Champahner treffen sich Welt und Halbwelt, Hollywood-Stars und Glamour-Girls, Intellektuelle, Playboys, Habe- und Taugenichtse. Über Gatsbys Herkunft und Reichtum kursieren die tollsten Gerüchte: der Emporkömmling, Großsprecher, Kriegsheld, Alkoholschmuggler und Gangster Gatsby wurde zum amerikanischen Traum und Trauma, sein Schicksal die Essenz von Glanz und Illusion der zwanziger Jahre.“

Ich frage mich, warum ich mich beim Lesen ähnlich gefühlt habe wie bei „Der talentierte Mr. Ripley„. Etwas hat mich immer wieder daran erinnert, aber ich vermute, daß das an den Übersetzungen liegt. Andererseits mag es interessant sein, die Protagonisten zu vergleichen, denn beide haben schließlich gewisse Talente… Auch Wohlstand und der entsprechende Lebensstil spielen jeweils eine große Rolle.

Die Figur Gatsby ist für mich jedenfalls das, was den Roman interessant macht; die übrigen Charaktere sind blutleer, was ja aber möglicherweise auch so gewollt ist. Ich lese immer wieder davon, was das Ganze doch für eine tolle Liebesgeschichte ist. Ich habe das eigentlich weniger so empfunden; mir erscheint Gatsby in erster Linie als Egomane, der in Daisy einen Traum von sich selbst verehrt, die er besitzen muß, um die Vision, die er von sich geschaffen hat, zu vervollkommen. Man muß das natürlich nicht so sehen, aber gerade Anschlußmöglichkeiten und Interpretationsspielräume sind es letztlich, die Bücher zu Klassikern machen.

Darüber hinaus wollte „Der große Gatsby“ bei mir aber nicht so recht zünden. Es gibt immer mal wieder sehr einprägsame, zitierfähige Sentenzen und leise-elegante Passagen. Das läßt sich aber nicht für die Schreibweise insgesamt feststellen (auch wenn ich dazu nur eingeschränkt aussagefähig bin, nachdem ich nicht die Originalsprache gelesen habe), der Großteil des nicht besonders komplexen Textes nahm mich keineswegs gefangen. Das New York der 20er ist natürlich ein reizvolles Setting, aber so mächtig viel ist davon bei mir nicht hängengeblieben. American Dream usw. usf. – ich weiß schon, aber da habe ich aus anderen Büchern viel stärkere Bilder mitgenommen.

Die Gatsby-Rezeption ist ja sozusagen schon symbolisch völlig überladen. Ich hatte unter diesen Voraussetzungen wohl einfach noch etwas mehr erwartet, auch wenn es mir schwer fällt den Finger darauf zu legen, was mir gefehlt hat.

Weiteres zum Film: Der Soundtrack ist leider gräßlich. Die Kostüme gefallen, die Schauspieler darin nicht immer – di Caprios Spiel, wenn auch sehr emotional, hebt sich deutlich positiv ab. Nick wirkt etwas jämmerlich, Jordan fungiert als sprechender Kleiderständer. Es gibt gute Ideen, es gibt aber auch Albernheiten. Viele Dialoge bleiben ganz nah am Buchtext, man spielt auch gelegentlich mit eingeblendetem Text. Der Film will vielen gefallen und verfehlt damit einen Fokus; man erkennt, was gewollt ist, hat das aber alles schon in „Marie Antoinette“ et al. gesehen. Fazit: nicht schlecht, aber sozusagen over the top.

„So regen wir die Ruder, stemmen uns gegen den Strom – und treiben doch stetig zurück, dem Vergangenen zu.“

1 Kommentar

  1. Neyasha said,

    Den Roman hab ich mal (auf Englisch) als szenische Komplettlesung auf der Bühne gesehen. Das waren insgesamt über 5 Stunden und dennoch war es nicht langweilig, was schon bemerkenswert war.
    Allerdings sind mir mehr die genialen Schauspieler in Erinnerung geblieben als die Handlung des Romans. Das spricht nun auch nicht so sehr für ihn ….

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