Sachbuch-Challenge 2020 ~ Januar bis Juni

Juni 20, 2020 at 13:01 (Challenges)

Es war seit der Ankündigung im Januar hier sehr still um die Sachbuch-Challenge. Mir war von Anfang an bewusst, dass 2020 kein Jahr für schwergewichtige, detaillierte Sachbücher werden kann. Wie erhofft bin ich aber inzwischen immerhin wieder neugierig auf Sachtexte und auch langsam wieder in Stimmung für kurze Sachbücher – im Januar hatte ich meine letzten Theorieprüfungen, Mitte April habe ich meine Abschlussarbeit abgegeben. Es wird zwar immer noch einige Monate dauern, bis ich den Hochschulstress ganz hinter mir lassen kann, aber es gilt jetzt nur noch Praktika zu bewältigen, in denen ich – von der fordernderen Zeit der ersten Wochen abgesehen – den Kopf freier habe als vorher.

Insgesamt habe ich von Januar bis Juni durchschnittlich drei Bücher im Monat gelesen, was auch nicht so wahnsinnig viel ist. Ich bin also froh, dass ein paar darunter waren, die als Sachbücher durchgehen könnten. Meist haben sie viele Bilder, teilweise richten sie sich hauptsächlich an jüngere Leser, und zwei stammen sogar von meinem Challenge-Lesestapel 😉 Zu den Büchern gibt es keine Rezensionen, aber immerhin ein paar Zeilen zur Information und ein Bild zum Innenleben.

Zack Davisson: Kaibyō ~ The Supernatural Cats of Japan

An Büchern über japanische Folklore kann ich nur schwer vorbeigehen, und hier die Vielfalt übernatürlicher Katzenwesen in Japan zu erkunden, hat mir sehr viel Spaß gemacht. Mir war vorher nicht bewusst, was es da alles gibt – Bakeneko, Nekomata, Kasha, Bakeneko Yūjo, Neko Musume, Gotoku Neko, Maneki Neko und noch einige mehr. Ich habe hier schon einiges über das Büchlein erzählt. Mir hat es jedenfalls bis zum Schluss sehr gut gefallen. Man sollte sich aber vor dem Kauf vielleicht bewusst machen, dass ein Schwerpunkt auf der künstlerischen Darstellung der Wesen liegt, ein anderer auf Geschichten, da zu jedem Kapitel auch ein Märchen, eine Legende oder etwas ähnliches gehört.

M.D. Payne: What is the Story of Scooby Doo?

Ich gehöre nicht zu denen, die Scooby Doo aus ihrer Kindheit kennen, und mich schreckte irgendwie ab, dass die Monster nicht echt sind und auch, dass ein Hund eine wichtige Rolle spielt. Trotzdem habe ich, weil mich der neue Film doch interessierte, in diesem Jahr den „Meddling Kids“ mal eine Chance gegeben und es nicht bereut. Ich habe mit „Mystery Inc.“ angefangen, zuerst über Youtube, dann auf DVD, und das war vermutlich eine gute Wahl. Ich mag es sehr, wenn Orte fast ein eigener Protagonist sind – hier ist Crystal Cove so ein Schauplatz, in dem ich mir noch ganz viele weitere Geschichten vorstellen kann. Außerdem sind in „Mystery Inc.“ die Personen, ihre Beziehungen und ihre Entwicklung wichtiger als der tierische Begleiter. Bisher habe ich die erste Staffel geschaut (ja, ich brauche lange für eine Staffel wovon auch immer) und diese sehr gemocht. Ich interessiere mich für Cartoons und Animationsgeschichte und habe mit „What is the Story of Scooby Doo?“ die Gelegenheit genutzt, ein kleines bisschen über die Entstehungszeit von Scooby Doo zu erfahren. Es gibt Kästchen, in denen über wichtige Personen wie Iwao Takamoto und Themen wie „Action for Children’s Television“ oder „The Laugh Track“ mehr berichtet wird. Der Text des Buches ist schnell gelesen, zumal es zur Hälfte aus Illustrationen besteht, aber wenn man wie ich noch fast nichts über die Show weiß, ist es ein wirklich nettes kleines Begleitbuch.

Maja Nielsen: Marie Curie ~ Die Entdeckung der Radioaktivität

Das Konzept der  „Abenteuer! Maja Nielsen erzählt“-Kindersachbuchreihe finde ich toll. Ich habe mehrere Bücher aus der Reihe, unter anderem „Vampire ~ Die wahre Geschichte von Graf Dracula“, „Pioniere der Lüfte ~ Der Traum vom Fliegen“ und „Napoleon ~ Der Traum von Macht und Freiheit“. Spannend erzählt mit viel Bildmaterial, zudem wird die Autorin dabei immer von Experten zum Thema unterstützt – bei „Marie Curie“ war das der Physiker Dr. Peter Aufmuth. Ich habe letztes Jahr „Radium Girls“ verschlungen und empfand „Marie Curie“ als passende Ergänzung, auch wenn Maja Nielsen sich stärker am Lebensweg von Marie Curie orientiert als an der Geschichte des Radium (was dieses Thema angeht, erinnere ich mich aber auch noch an das faszinierende Kapitel „Die Sache mit den Strahlen“ in „Der viktorianische Vibrator“). Die Kapitel bieten trotzdem auch immer Hintergrundinformationen und reichen von „Seltsame Strahlen“ und „Maries Kindheit“ über ihre Schaffensjahre bis hin zu „Welt in Flammen“ und „Kernphysik heute“. Ergänzt wird das Buch von einer Doppelseite mit einer Chronik sowie Museums-, Buch- und Web-Tipps.

Gerald Axelrod: Sherlock Holmes und der Fluch von Baskerville ~ Spurensuche nach dem Höllenhund in England, Wales und Schottland

Gerald Axelrod ist bekannt für seine Photos. Entsprechend sind Bücher wie dieses aus der Reihe „Mythen & Legenden“ in allererster Linie reizvoll wegen der Bilder – hier natürlich insbesondere aus Großbritannien. Manchmal passen die Bilder nicht einmal allzu sehr zum Text, aber schön und stimmungsvoll sind sie allemal. „Sherlock Holmes und der Fluch von Baskerville“ ist in drei Teile gegliedert; im ersten geht es um das Leben und Schaffen von Arthur Conan Doyle, im zweiten um den Hund von Baskerville, der dritte heißt „Im Reich der Geister und Feen“. Den ersten Teil fand ich am informativsten, auch wenn eine unnötig lange (und eigentlich grundsätzlich unnötige) Nacherzählung von „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ enthalten ist, die ich mir dann doch lieber im Original zu Gemüte führe. Am schwächsten fand ich den dritten Teil, der aber auch nur fünf Seiten umfasst, das ist also verschmerzbar. Es geht hier um Conan Doyle und den Spiritismus, und man hätte diese Anmerkungen letztlich auch dem ersten Teil zuschlagen und auf die fazitartige Zusammenfassung am Ende auch verzichten können.

Friedrich von Borries / Benjamin Kasten: Stadt der Zukunft ~ Wege in die Globalopolis

Städte, ob reale oder erdachte, interessieren mich grundsätzlich sehr. Momentan finde ich Architektur- und Stadtsoziologie, Stadtplanung und zukünftige Städte besonders spannend und habe mir dazu ein paar Bücher besorgt. „Stadt der Zukunft“ ließ sich besonders schnell und auch unterwegs durchlesen. Ein Architekt und ein Stadtplaner gehen hier davon aus, dass die Welt auch weiterhin zunehmend verstädtert und fragen, wie das geschehen könnte. Das liest sich wie eine Utopie, immer geleitet von dem Gedanken, wie eine „bessere“ Stadt möglich ist. Natürlich lässt sich da im Einzelnen vieles in Frage stellen, aber „Stadt der Zukunft“ stellt einen leicht zugänglichen Einstieg und eine schöne Diskussionsgrundlage dar. So ist es letztlich auch von den Autoren angedacht. Die Gestaltung ist der Disziplin entsprechend ansprechend und durchdacht, beginnend mit einer Vorstellung von Berlin 2070 als Comic, endend mit Interviews, in denen sich der Entwurf der Kritik aus globaler Perspektive stellt, und einem Kapitel, in dem erwähnte Projekte noch einmal kurz vorgestellt werden. Die Möglichkeiten von 200 Seiten sind begrenzt, aber ich habe einige Anregungen zum Weiterlesen mitgenommen.

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