Kathrin R. Hotowetz: Im Schatten der Hexen
„Oh ja“, sagte die Großmutter. „Es gibt Hexen.“
Die Reihe „Im Schatten der Hexen“ von Kathrin R. Hotowetz ist in den letzten Jahren auf sieben Bücher, diverse Begleitbände zu Rauhnächten und Kräuterkunde, Wandertouren und insgesamt eine Art Tourismuskonzept rund um den Harz, sein Brauchtum und die Geistmühle Halberstadt angewachsen. In dieser frühmittelalterlichen Klostermühle vermietet die Autorin heute Ferienwohnungen.
Ich habe mit größerem Abstand nun die ersten beiden Bände gelesen, „Hexenring“ und „Hexenjahr“. „Hexenring“ kam auf verschlungenem Wege in unseren Haushalt, denn mein Mann erhielt es mit einer Widmung von einem Verwandten der Autorin als Geschenk. Ich habe das Buch 2018 gelesen. Den zweiten Band hat er dann selbst mit einer Signatur der Autorin von der Buchmesse mitgebracht. Die Reihe läuft unter dem Etikett „mystische Harz-Krimis“. Ich mag einen gewissen Mystik-Anteil in Krimis sehr gerne, trotzdem wäre ich ohne diese Umstände wohl nicht auf die Bücher gestoßen.
Es geht um Gerda Hoffmann, die ihren Enkelkindern alte Geschichten aus den Wäldern erzählt, um die Polizisten Joachim Breitner und Sabine Bellmann, die sich mit Vermisstenfällen beschäftigen, und es geht um Hexen, die in der Vergangenheit die Menschen bedrohten und es nun, Jahrhunderte später, wieder tun.
Dinge, die ich mochte:
- allen voran die Genremischung – interessant verbunden sind Krimiaspekte durch die beteiligten Ermittler, unheimliche, auch mal blutige Szenen, lokale Mythen und Legenden – hier gibt es für die Folgebände noch viele Möglichkeiten, weitere Aspekte einzubinden
- die Atmosphäre der Harzregion, die in vielen Erzählsträngen erzeugte Spannung, guter Lesefluss, einige wirklich gelungene Beschreibungen der Natur
- im letzten Jahr habe ich mich ein wenig mit Folk Horror beschäftigt, meist britisch geprägt – die Reihe hat mich darüber nachdenken lassen, wie Folk Horror deutscher Prägung sich gestalten kann
- die Figuren sind etwas altbacken, auch was die Namen angeht, aber im Grunde abwechslungsreich – ältere, jüngere, Kinder, Frauen, Männer, verschiedene Berufsgruppen; sie entwickeln sich weiter; in den nächsten Bänden hoffe ich, dass es gelingt, Sabine nicht zur Mary Sue zu steigern
Dinge, die ich weniger mochte:
- stilistische Schnitzer, Dialoge lesen sich oft hölzern – Kommafehler sind häufig, der Ausdruck klingt immer wieder plump; zuletzt im zweiten Band fand ich auch die moderne Ausdrucksweise der Hexen in einer Szene sehr unpassend; immerhin: ab Band 2 wird ein Lektorat genutzt
- der Grundplot des ersten Bandes ist nicht neu (ab und zu habe ich an „Valentina und die dreizehnte Nacht“ und die Folgebände gedacht), aber die Geschichte ist geeignet, mit weiteren Bänden an Komplexität zu gewinnen
- deutsche Regionalkrimis erliegen häufig der Versuchung, dümmlichen Humor einzubauen – das ist hier nicht der Fall
- beim ersten Band erinnere ich mich nicht mehr genau, es ist zu lange her, aber beim zweiten fand ich, dass am Ende nicht ganz aufgelöst wurde, was aufgebaut worden war; da wurde einiges am Ende zu schnell und glatt erklärt
- es ist zwar schön, dass die Ereignisse in früheren Jahrhunderten wurzeln, aber ich mag die Handlungsstränge in der Gegenwart lieber, zumal es nicht unbedingt gelingt, ein glaubwürdiges Bild des 17. Jahrhunderts zu zeichnen
Wie so oft fällt es mir besonders leicht, über Bücher zu schreiben, bei denen mir sowohl positive als auch negative Aspekte auffallen. Ich habe die beiden Bände von „Im Schatten der Hexen“ trotz der Kritikpunkte gerne gelesen und werde mich auch in Band 3 („Ahnenreise“) vertiefen, aber es ist schon deutlich, dass Dialoge nicht unbedingt die Stärke der Autorin sind – es bleibt ein Krimi, der wirklich ein Korrektorat vertragen hätte, der aber unterhaltsam geschrieben ist und durchaus Lust macht, die Region einmal zu besuchen.
[Review] Gelesen im August
Also, dieser Beitrag sollte eigentlich etwas früher erscheinen… Wahrscheinlich schlug mir die Augusthitze auf’s Gemüt 😉 Wie häufig bei warmem Wetter war ich in Krimistimmung, was dann Ende des Monats nachließ. Neben den folgenden Büchern habe ich noch zwei Comics gelesen, nämlich „Professor Bell ~ Der Mexikaner mit den zwei Köpfen“ von Joann Sfar und den ersten Band von „Magda Ikklepotts“ aus dem Splitter Verlag.
1. Mary Stewart: The Little Broomstick
Eine schöne Geschichte um das Mädchen Mary, Katzen, Hexenzauber und eine ganz besondere Blume. Ich hätte gerne noch mehr Zeit im Endor College verbracht, denn die Geschehnisse dort haben mir am besten gefallen, aber das Buch erschien bereits 1971. Der Plot ist entsprechend eher gradlinig und das Buch nicht allzu umfangreich.
2. Elisabeth Herrmann: Die letzte Instanz (Joachim Vernau 3)
Mir gefällt immer noch der zweite Teil der Reihe, mit dem ich sie zu lesen begonnen habe, am besten, was aber an meiner Themenpräferenz liegt. Die trübsinnigen Milieueinblicke sind für mich ganz typisch für deutsche Krimis und gehen mir leicht auf die Nerven, auch Protagonist Vernau, der sich ständig beschwert, aber irgendwie trotzdem nichts so richtig auf die Reihe kriegt. Das Justizsystem als Rahmen finde ich spannend, aber nicht immer glaubwürdig, zumal Vernau offenbar fast nie in seiner Kanzlei arbeiten muss. Trotzdem bleibe ich an der Reihe dran – wenn ich in der passenden Stimmung bin, ist es doch eine überwiegend interessante und auch gut geschriebene Lektüre, die meist auch ein Stückchen deutscher Geschichte beleuchtet (auch irgendwie typisch für deutsche Krimis, oder?).
3. Fred Vargas: Fliehe weit und schnell (Kommissar Adamsberg 3)
Fred Vargas schreibt großartig, finde ich, aber auch speziell, muss man also mögen. Der Text mäandert gemeinsam mit den Gedanken des eigenwilligen Kommissars, aber ich mag das sehr. Nur dem vorangegangenen Roadtrip „Bei Einbruch der Nacht“ konnte ich bisher nicht viel abgewinnen. In „Fliehe weit und schnell“ wird die Pest in Paris verkündet, schwarze Vieren zieren die Türen und es kommt zu Morden. In Nebenrollen tauchen die drei Evangelisten aus, arbeitslose Historiker, die ich schon in „Die schöne Diva von Saint-Jacques“ geliebt habe.
4. Oscar de Muriel: The Strings of Murder (Frey & McGray 1)
Den Einstieg in diesen Krimi fand ich äußerst stimmungsvoll und gruselig. Es geht um okkulte Symbole, um Violinen, tote Violinisten und Tartinis Teufelssonate. Da er im Jahr 1888 und hauptsächlich in Schottland spielt, habe ich mich für die englische Ausgabe entschieden, um die Dialektnuancen genießen zu können. Insgesamt ein sehr vielversprechender, düsterer Reihenauftakt, in dem allerdings die Wortgefechte zwischen den Ermittlern (der gepflegte Engländer vs der ungehobelte Schotte) teilweise so sehr auf die Spitze getrieben werden, dass es keinen Spaß mehr macht.
5. Charles de Lint: Dreams Underfoot (Newford 1)
Nachdem mir „The Very Best of Charles de Lint“ so gut gefiel, habe ich mit der ersten regulären Sammlung von Geschichten aus der fiktiven Stadt Newford begonnen. Einige der Kurzgeschichten waren mir dadurch schon bekannt. Diese habe ich übersprungen, trotzdem habe ich eine ganze Weile daran gelesen, immer mal eine Geschichte. Auch dieses Buch wird sich in meine Lieblingsbücher einreihen; viele der Figuren kehren wieder, wobei de Lint unter anderem sehr realistische Frauenfiguren schreibt. Ich liebe die Stadt Newford und das 70er/80er-Jahre-Feeling, das sich beim Lesen teilweise einstellt, verbunden mit der mythischen Art von Urban Fantasy, die typisch für den Autor ist.
6. Vita Sackville-West: Eine Frau von Geist ~ Der geheimnisvolle Zauber des Puppenhauses von Königin Mary
Diese 1922 erschienene Geschichte war bisher nicht erhältlich, wenn ich das richtig verstanden habe. Jetzt ist sie in dieser wirklich schönen Aufmachung erschienen. Es geht um ein Puppenhaus-Gespenst. Dieses ist stolz darauf, stets der aktuellen Mode der Zeit zu folgen. Auf den Bildern sieht man, wie sie Scheherazade, den Marquis von Carabas und den Kaiser von China besucht. Man merkt, die Geschichte hat etwas Märchenhaftes. Im England der 20er Jahre trägt sie dann „ihren dunklen kleinen Pagenkopf“ und erkundet das Puppenhaus der Königin. Wirklich ein Schatz für’s Bücherregal, nicht nur aufgrund der jugendstilinspirierten Illustrationen 🙂
[Review] Gelesen im Juli
Nach einem prüfungsbedingt lesearmen Juni ging es im Juli wieder ein wenig bergauf – wenn auch hauptsächlich aus dem Bereich Middle Grade.
1. Chris D’Lacey: Fire Star (Last Dragon Chronicles 3)
Ich finde es immer noch schade, dass das äußere Erscheinungsbild der Reihe wenig ansprechend ist – die Cover sind nicht besonders, Bindung, Papier und Schriftgröße auch nicht. Dabei gefällt mir der Inhalt wirklich gut, zumal die anfänglich überschaubaren Geschehnisse immer verwickelter und auch verwirrender werden. Im ersten Band begann alles mit Tondrachen und Eichhörnchen. Inzwischen gibt es eine außerirdische Lebensform, die ich noch nicht ganz verstanden habe, Mönche, Eisbären und Quantenphysik. Bücher, die Themen ungewöhnlich mischen, haben bei mir immer einen Stein im Brett, auch wenn alles ein wenig durcheinander sein mag.
2. Kathryn Tanquary: The Night Parade
Das Buch habe ich irgendwann mal bei Emma entdeckt. Mir hat die japanische Mythologie in dem Buch gefallen (die ein wichtiger Aspekt ist), der Plot und die Figuren sind aber ziemlich gradlinig. „The Night Parade“ hat mir überwiegend gefallen, aber es ist so ein Buch, zu dem mir einige Wochen später nicht mehr so viel einfällt wie direkt nach dem Lesen. Oh, nebenbei bemerkt mag ich den Illustrator des Covers sehr.
3. Janine Beacham: Black Cats and Butlers (Rose Raventhorpe 1)
Dieses Buch hat Konstanze kürzlich vorgestellt. Mich hat es auch sehr gut unterhalten – ich war ziemlich schnell damit fertig, weil es sich angenehm liest und nicht besonders viele Seiten hat, hatte aber gar nicht das Gefühl, das Buch sei zu oberflächlich gewesen. Ich kann mir gut vorstellen, dass Roses Yorke noch voller interessanter Geheimnisse steckt, und habe (was meist ein gutes Zeichen ist) auch schon zur Fortsetzung gegriffen.
4. Tracy Holczer: Löffelglück
„Löffelglück“ ist eines der älteren Bücher aus dem Königskinder Verlag. Die Beschreibung klang für mich besser als mir das Buch dann letztlich gefallen hat. Es ist gut geschrieben, aber wälzt mir zu ausschweifend typische Jugendbuchprobleme, ohne dass es darüber hinaus etwas gegeben hat, was mich fesselte. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es anderen wirklich gut gefallen könnte – bei mir bleibt es nicht im Regal. Leider spielt das titelgebende Suppenrestaurant nur eine kleine Rolle; der Originaltitel „The Secret Hum of a Daisy“ passt deutlich besser zum Inhalt.
5. Tom Gauld: Baking with Kafka
Tom Gauld zeichnet Cartoons. Viele der hier gesammelten erschienen ursprünglich im „Guardian“. Ich bin zufällig über das Buch gestolpert, habe mich mit den literatur- und fantasybezogenen Comics aber sehr amüsiert. Empfehlenswert 🙂
[Review] Gelesen im Mai
Ich lese weiterhin verstärkt Bücher, die ich mitnehmen kann, was bedauerlich für all die umfangreichen Hardcover ist, die zu Hause in den Regalen auf mich warten (immerhin habe ich mit „Nevermoor“ ein HC beendet), aber deren Zeit wird noch kommen. Meinen noch recht neuen Kindle Paperwhite nehme ich im Zug auch häufiger zur Hand, wie man sieht. Den Gegebenheiten angepasst lese ich momentan auch viel auf Deutsch, weil ich mich unterwegs nicht so gut auf englische Lektüre, vor allem wenn die Sprache komplexer ist, konzentrieren kann.
1. Maja Köllinger: Madness ~ Das Land der tickenden Herzen
So eine steampunkig angehauchte Alice-Adaption, die auch noch so ein schönes Cover hat, sollte mir doch eigentlich gefallen… Tja, tat sie leider nicht wirklich, und ich habe das Buch auch bereits aussortiert. Zwar mochte ich einige Details der Welt, aber das hat in diesem Fall nicht gereicht. Figuren und Handlung blieben oberflächlich und für mich wenig interessant, aber vor allem hat mich die Angewohnheit der Autorin gestört, unglaublich umständlich, häufig wiederholt, auf ungeschickte Weise und übertrieben sämtliche Gefühlsregungen zu schildern, die auch nicht immer ein einheitliches Bild ergaben. Schade.
2. Jessica Townsend: Nevermoor
„Nevermoor“ dagegen gefiel mir gut. Ich habe sehr enthusiastische Harry Potter-Vergleiche gelesen und mir beim Lesen auch selbst darüber Gedanken gemacht. Für mich lag der Reiz vor allem in all den bunten Ideen, die Jessica Townsend hat. Der Auftakt ist mühelos angenehm geschrieben und unterhaltsam; ich werde auch die Fortsetzung lesen. Anders als bei Harry Potter hat „Nevermoor“ aber überhaupt kein britisches Flair, und eine entsprechende Atmosphäre hat mir irgendwie gefehlt. Auch die Figuren sind zwar eigentlich nicht uninteressant, haben mich aber zu keiner Zeit berührt.
3. Stanislaw Lem: Der futurologische Kongress
Es war ein Genuss, wieder einmal Stanislaw Lem zu lesen. Zu Beginn habe ich mich an Evelyn Waughs „Scoop“ erinnert gefühlt und viel gelacht – später blieb mir das Lachen ein wenig im Halse stecken. Ein sehr empfehlenswerter SF-Roman, der trotz seiner fast 50 Jahre heute problemlos gelesen werden kann. Einzig beim Ende hatte ich ein wenig den Eindruck, dass Lem es sich zu leicht gemacht hat.
4. Halo Summer: Froschröschen [ebook]
Es ist noch nicht lange her, dass ich „Aschenkindel“ gelesen habe. „Froschröschen“ ist umfangreicher und hat mir noch etwas besser gefallen, aber es geht in eine ähnliche Richtung. Wie schon bei „Aschenkindel“ muss ich sagen, dass ich die Sumpfloch-Welt und alle Bezüge zu ihr einfach mochte. Es bleibt aber dabei, dass die Figuren mir generischer vorkommen als die aus der Saga bekannten. Wahrscheinlich brauchen sie mehrere Bände, um zu wachsen – vielleicht erhält „Froschröschen“ ja noch eine Fortsetzung?
5. Janina Venn-Rosky: Sehnsucht nach Teeküssen [ebook]
Dritter und wenn ich mich nicht täusche letzter Teil von leichten, kurzen Romanen um drei Freundinnen, das Teegeschäft „Tea Time“, Kuchen, Jane Austen, restaurierte Möbel und andere schöne Dinge. All das fand ich wieder sehr gemütlich und hervorragend geeignet als Zuglektüre, auch wenn man natürlich damit rechnen muss, dass es hin und wieder kitschig wird. Ich habe wieder einiges über Tee gelernt und nun Lust bekommen, einmalDarjeeling zu bereisen.
[Review] Gelesen im April
In der ersten Monatshälfte habe ich meine freie Zeit eher mit Computerspielen verbracht, aber zum Ende hin habe ich doch noch einige Bücher beendet (die nicht so lang waren). Außerdem habe ich nach einem Vierteljahr endlich „David Copperfield“ beendet!
1. Charles Dickens: David Copperfield
Ich gebe zu: „Great Expectations“ hat mir besser gefallen, auch wenn „David Copperfield“ ein guter Roman ist. Das liegt zum einen am Umfang – „David Copperfield“ hat über 1000 Seiten, der Plot ist nicht so rund wie in „Great Expectations“ und die Mitte zieht sich hin, was auch an einigen sehr sentimentalen Szenen liegt. Dafür haben Anfang und Schluss mich bei der Stange gehalten, ebenso die zahlreichen wunderbar skurrilen Figuren (unter anderem Uriah Heep, Betsey Trotwood und der fabelhafte Mr Micawber); diese sind Dickens‘ größte Stärke. David selbst gehört nicht unbedingt dazu, er ist naiv und vertrauensselig, wahrscheinlich um zum Genre Bildungsroman zu passen. Ansonsten schreibt Dickens wunderbar, was ich allerdings nur eingeschränkt genießen konnte, denn ich habe aus Zeitgründen die deutsche Übersetzung gewählt, an der ich leider einiges zu mäkeln hatte. Eine englische Ausgabe mit äußerst gelungenen Zeichnungen lag immer neben mir, sodass ich mehrere Stellen parallel gelesen habe und zum Original rate.
2. Charlaine Harris: Dead and Gone (Sookie Stackhouse 9)
Ich habe spontan zu „Dead and Gone“ gegriffen und es direkt durchgelesen. Nach langer Pause machte es wirklich Spaß, wieder durch Bon Temps zu stromern. Zwischenzeitlich waren mir der Werwesen zu viel – glücklicherweise spielen sie in diesem Band keine so große Rolle mehr. Ich finde nach wie vor, dass Charlaine Harris mit Sookie eine interessante Figur geschaffen hat, die mich nicht an andere Figuren erinnert und die sich auch tatsächlich weiterentwickelt hat. Davon abgesehen ist die Reihe natürlich pure Unterhaltung 🙂
3./4. Andrea de la Barre de Nanteuil: Die Geschichte von Mademoiselle Oiseau / Mademoiselle Oiseau und die geheimnisvollen Briefe
Großartig aufgemachte und umfangreich von Lovisa Burfitt illustrierte Bücher aus dem Gestalten Verlag, die man mittlerweile ein bisschen jagen muss, um sie zu bekommen. Mich erinnerten sie ein wenig an „Madame Pamplemousse“ wegen der heiter-geheimnisvollen französischen Stimmung. Sehr empfehlenswert, wenn man so etwas mag.
5. Jenn Bennett: Annähernd Alex
Ein Buch aus dem Königskinder Verlag, das sich gut für die wärmere Jahreszeit eignet. Der Plot ist weder originell noch unerwartet – was mir aber gefiel, war die Atmosphäre: Kokosöl, Surfen und Strand, das Museum, in dem die Protagonisten jobben, Churros, Vintagekleider und vor allem alte Filme (bis hin zu passenden Filmzitaten am Beginn jeden Kapitels). Insgesamt liest sich das entspannt und lustig genug, um sich nicht zu sehr über das langweilige Grundthema zu ärgern.
6. Kelly Creagh: Enshadowed (Nevermore 2)
Hm… Viel düstere Stimmung, viel Poe, viele verwirrende Traumszenen. Mag ich alles, aber ohne Varen fehlte doch etwas, zumal sich das Buch extrem viel Zeit nimmt. Normalerweise habe ich dagegen nichts, aber in diesem Fall bin sogar ich mit der Zeit ein wenig ungeduldig geworden, weil im Grunde fast nichts passiert außer einem nett geschriebenen Kreisen um den geplanten Ausflug nach Baltimore. Das Klischee eines Mittelteils also 😉 Daran lag es auch, dass ich bisher nur dieses eine Buch vom Frühlingsstapel beenden konnte.
7. P.G. Wodehouse: SOS, Jeeves!
Jeeves und Wooster amüsieren mich bisher zuverlässig, das war bei „SOS, Jeeves!“ nicht anders. Ich freue mich schon darauf, demnächst auch mal einen Wodehouse auf Englisch in Angriff zu nehmen, denn sprachlich sind die Bücher schon auf Deutsch ein Genuss.
[Review] Gelesen im März
Ich sitze immer noch an Dickens‘ „David Copperfield“, den ich aber im April beenden sollte (mir fehlen noch ca. 150 Seiten). Davon abgesehen habe ich wieder alle mögliche an-, aber nicht fertiggelesen. Ein paar beendete Bücher sind es nun aber doch, und da es heute auch nicht noch mehr werden, gibt es die Übersicht schon heute.
1. Ruth Chew: The Wednesday Witch
Mein Badezimmerbuch Anfang März. Es erschien 1969 als das erste von zahlreichen chapter books der amerikanischen Autorin. Eine klassische Abenteuergeschichte um Kinder, eine Hexe, fliegende Rollschuhe und einen Staubsauger.
2. Kelley Armstrong: Pakt der Hexen (Women of the Otherworld 4)
Dieser Teil erzählt die Geschichte von Paige und Lucas weiter, allerdings ist der Fall wieder in sich abgeschlossen. Auch dieser Band der Reihe hat mir sehr gut gefallen – ich mag die Figuren, die Welt mit ihren zahlreichen paranormalen Wesen, deren Organisationsstrukturen, Verhalten und Vorurteilen, und auch den Humor. All das zusammen hat mich leicht darüber hinweggetröstet, dass der Plot in der ersten Hälfte etwas zu geradlinig verlief.
3. Halo Summer: Aschenkindel
Halo Summer kenne ich durch die Sumpfloch-Saga, und „Aschenkindel“ habe ich vor allem gelesen, weil es in derselben Welt spielt. Ich mag den Stil der Autorin, und es hat mir gefallen, immer wieder auf vertraute Details zu stoßen. Mir kam diese märchenhafte Geschichte ein wenig wie eine Spielwiese zum Fabulieren vor, als Entspannung angesichts der inzwischen komplexeren Sumpfloch-Handlung mit ihren zahlreichen Figuren und Handlungsfäden. Ich habe festgestellt, dass mir Figuren und Plot auf den gegebenen Seiten nicht vergleichbar im Gedächtnis geblieben sind, dass ich aber, während ich gelesen habe, die Geschichte mochte – auch, weil manche Dinge, die eben in die Sumpfloch-Welt gehören, die man gar nicht unbedingt in einer Aschenputter-Adaption erwartet, sich wie Reibungspunkte anfühlten.
4. Christoph Marzi: Der letzte Film des Abraham Tenenbaum
Mir war mal wieder nach einem Buch von Christoph Marzi, und da das angekündigte auf sich warten lässt, habe ich mir die letzte Veröffentlichung als Mängelexemplar besorgt. Es ist eine Geschichte ganz ohne phantastische Elemente. Gefallen hat mir alles rund um alte Kinos und Filme und die Brooklyn-/Edward Hopper-Stimmung. Der Plot an sich war gar nicht so spektakulär und wird vor allem auch nicht in einem süßlichen Happy End aufgelöst, aber das soll auch so sein, glaube ich. Manchmal fand ich ihn allerdings recht vorhersehbar. So richtig hängen blieb die Geschichte bei mir nicht, weshalb ich das Buch auch nicht behalten werde. Oh, und das Cover mag ich auch nicht.
5. Sherry Thomas: The Burning Sky
Das ist so ein Buch, welches mich auf den ersten Blick überhaupt nicht interessierte – Titel, Cover, Klappentext, alles nicht mein Ding. Gut, dass ich trotzdem eine Leseprobe konsultierte, denn schon die einleitenden Worte machten mich wesentlich neugieriger als der Klappentext. Da ging es nämlich plötzlich um das Eton College und das Jahr 1883… Die Geschichte spielt also nicht in einer reinen Fantasywelt, sondern es gibt magische und nichtmagische Teile, und die Protagonisten halten sich größtenteils in einem alternativen England auf 🙂 Es gibt erkennbar Schwächen, zum Beispiel verhält sich insbesondere Titus nicht unbedingt altersgemäß und manche Szenen sind etwas verwirrend geschrieben, aber irgendwie hat mich das alles nicht besonders gestört und ich habe das Buch in Rekordzeit durchgelesen. In einigen Monaten erscheint die Fortsetzung auf Deutsch, die ich auf jeden Fall auch lesen werde.
6. Jane Austen: The Beautifull Cassandra
Das sind einige ausgewählte Juvenilia von Austen, für die ich gerade in der passenden Stimmung war, und „Emma“ wollte ich nicht beginnen, solange mich „David Copperfield“ noch beschäftigt… „The Beautifull Cassandra“ dagegen gehört zu den Little Black Classics und lässt sich sogar von mir Schneckchenleser bequem an einem Abend beenden. Ich gehöre nicht zu den ganz großen Austen-Ahängern, aber schon wegen der ganzen Adaptionen und Zitate will ich ihre Romane lesen. Diese Auswahl von Jugendtexten ist stilistisch schwankend (man sollte insofern wirklich nicht mit dem Anspruch der Romane herangehen), aber tatsächlich ziemlich witzig, wenn man sich darauf einlässt – auf wenigen Seiten passieren so einige Absurditäten. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß mit diesen kurzen Texten 🙂
[Review] Gelesen im Februar
Der Februar war gar kein so übler Lesemonat. Drei Tage war ich zu Hause, und mein Wochenpensum ließ mir auch etwas mehr Freiheiten als im Januar 🙂
1. Charles Dickens: To be read at Dusk
Ein „Little Black Classic“ (= super zum Mitnehmen), in dem drei Geistergeschichten gesammelt sind. Neben der titelgebenden sind das „The Signalman“ und „The Trial for Murder“. Die Geschichten mochte ich eher sprachlich als inhaltlich, denn das unheimliche Element wirkt auf den heutigen Leser wohl doch nicht mehr ganz so stark wie auf die Zeitgenossen. Vielleicht liegt Dickens diese sehr kurze Form auch nicht so sehr. Trotzdem war es schön, noch ein wenig Dickens im Original gelesen zu haben, bevor ich mich dem Wälzer „David Copperfield“ (überwiegend) auf Deutsch gewidmet habe (damit bin ich übrigens knapp zur Hälfte durch).
2. Miriam Rademacher: Dämonenjagd für Anfänger (Banshee Livie 1)
Dieser Roman endet mit dem Dahinscheiden von Livie, die sodann als neue Banshee von Schloss Harrowmore wieder zu sich kommt. Das Buch ist locker geschrieben und ich fand es unterhaltsam genug, um auch die Fortsetzung zu erwerben. Mir haben besonders der Humor und die ganzen verschrobenen Figuren mit ihren Eigenheiten gefallen.
3. Galen Backett: The Magicians & Mrs Quent (The Magicians & Mrs Quent 1)
An diesem Buch habe ich lange gelesen, schon weil es ziemlich umfangreich ist, und ich habe es genossen. Es steht in meinem Regency Fantasy-Regal und dieser erste Band ist in drei Teile aufgeteilt, von denen der erste ein wenig an „Pride and Prejudice“ erinnert und der zweite an „Jane Eyre“, also eine ganz andere Atmosphäre hat. Zudem gibt es ein paar Lovecraft-Einflüsse (durchaus ein Kaufargument für mich). Obwohl ich „Jane Eyre“ liebe, zog sich der zweite Teil durch die Erzählform ein wenig mehr hin, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
4. Haruki Murakami: Wenn der Wind singt / Pinball 1973 (Trilogie der Ratte 1+2)
Hier hätten wir dann einmal den einzigartigen Fall, dass ich den dritten Band einer Trilogie zuerst gelesen habe, nämlich „Wilde Schafsjagd“. Ich habe mich gefreut, als diese frühen Kurzromane endlich übersetzt wurden, und habe einiges sowohl aus der „Schafsjagd“ als auch vom späteren Murakami wiedererkannt. Schon um seine Entwicklung als Schriftsteller zu verfolgen, aber auch für sich fand ich das Buch lesenswert, wenn auch zerfaserter als spätere Werke.
5. Kelley Armstrong: Nacht der Hexen (Women of the Otherworld 3)
Ganz spontan habe ich dieses Buch wieder aus dem Regal gezogen – und es hat sich als genau passend für meien Leselaune herausgestellt. Tatsächlich habe ich Teil 4 direkt hinterhergeschoben und auch schon zur Hälfte gelesen. Man möge über die unschönen Titel und Cover der Übersetzungen hinwegsehen; ich finde, „Nacht der Hexen“ ist wirklich angenehme Urban Fantasy, wobei von den zahlreichen paranormalen Wesen in diesem Buch natürlich die Hexen im Vordergrund stehen, aber auch die Magier, deren Organisation in Kabalen ich ziemlich interessant finde. Ich mochte zur Abwechslung sogar den männlichen Protagonisten sehr 🙂
6. Maya Shepherd: Asche, Schnee und Blut (Grimm-Chroniken 2)
In diesem Teil treffen wir vor allem ein vampirisches Schneewittchen, und langsam mehren sich die Fragen, die man sich zu den Protagonisten stellt. Ich mag weiterhin das Konzept der Reihe. Die Autorin hat am Ende auch wieder einige Worte zu dem Buch verloren und zum Beispiel erzählt, was Realität und was Fiktion ist.
7. Philip Pullman: The Collectors (ebook / Short Story)
Eine Kurzgeschichte aus dem „Dark Materials“-Universum. Schon allein das College-Setting und Pullmans Stil hätten mich wohl zufriedengestellt, aber auch die geheimnisvolle Geschichte um ein Gemälde und eine kleine Affenstatue gefiel mir sehr. Allerdings ist es schade, dass ich die Trilogie nicht mehr so präsent habe – es ist ewig her, dass ich sie gelesen habe (ich habe zwar begonnen, sie auf Englisch erneut zu lesen, aber das kann sich hinziehen 😉 ).
8. Agatha Christie: The Harlequin Tea Set (ebook / Short Story)
Ich fand „The Mysterious Mr Quin“ bemerkenswert, und als mir diese Kurzgeschichte über den Weg lief, konnte ich nicht widerstehen. Mit den Geschichten, die ich schon kenne, kann sie nicht ganz mithalten; trotzdem war es ein nettes Wiedersehen mit Mr Quin.
[Review] Gelesen im Januar
Mein Lesejanuar besteht aus drei Phasen. Er beginnt mit einem Weihnachtsüberrest, wird mit Krimis weitergeführt und endet mit leichter Lektüre neben der Prüfungsvorbereitung 😉
1. Matt Haig: The Girl who saved Christmas (Christmas 2)
Ein Jahr lag für mich zwischen dem ersten und dem zweiten Band der Reihe. Für mich wäre es wohl auch nichts, sie direkt hintereinander zu lesen, sie gehören schon am besten in die Vorweihnachtszeit. Beendet habe ich das Buch dann aber doch erst im Januar, wie man sieht. Mir hat die Fortsetzung gefallen, schon allein wegen der Dickens-Anklänge in Amelias Szenen. Und die Zeichnungen von Chris Mould passen sehr gut dazu – vor allem die Hintergründe, die Gesichter finde ich immer etwas eigenartig.
2. Martha Grimes: Inspector Jury spielt Katz und Maus (Inspector Jury 7)
Der siebte Fall von Insepctor Jury zog sich dagegen ziemlich hin, obwohl das Buch nicht einmal lang ist. Bestimmte bekannte Elemente (Kinder) sind wieder dabei, aber der Fall dümpelt vor sich hin und kommt nicht so recht in Schwung. Inspector Jury bleibt mir aus diesem Roman vor allem als der Typ, auf den alle Frauen stehen, in Erinnerung. Hm.
3. Robert C. Marley: Inspector Swanson und der Fluch der Hope-Diamanten (Inspector Swanson 1)
Gut gefallen hat mir dagegen dieser Auftakt aus dem Dryas Verlag. Angela Gaede hat mir die Reihe schmackhaft gemacht, aber ich musste natürlich mit dem zuerst erschienenen Buch beginnen. England 1893, mehrere Goldschmiede werden ermordet – sehr gut gefallen hat mir, dass der Autor selbst Goldschmiedemeister ist und sein Fachwissen einfließen lassen konnte. Außerdem mag ich es, wenn historische Figuren (wie Oscar Wilde und Arthur Conan Doyle) auftauchen, auch wenn sie ziemlich übermütig geschildert werden 😉
4. Agatha Christie: The Labours of Hercules
Allein für die Grundidee gibt es Punkte. Poirot möchte seine Karriere mit zwölf Fällen beenden, die sich an die zwölf Aufgaben des Herakles anlehnen sollen. Es hat Spaß gemacht, wie diese Idee umgesetzt wurde, und viele der Kurzgeschichten endeten für mich überraschend. Wieder einmal habe ich ein Buch von Agatha Christie sehr zufrieden zugeklappt.
5. Emma Mills: Jane & Miss Tennyson
Mein erster Versuch mit den Königskindern war leicht, amüsant und ließ sich perfekt neben der Lernerei lesen, weil es meinen Kopf nicht weiter gefordert hat. Das ist allerdings nicht negativ gemeint, der Lesefluss ist wirklich angenehm, Devon ist sympathisch und ihre Vergleiche mit Jane Austens Romanen waren ein besonderes Detail (auch wenn ich mir davon noch ein wenig mehr gewünscht hätte).
6. Maya Shepherd: Die Apfelprinzessin (Grimm-Chroniken 1)
Auftakt einer offenbar langen Reihe von Novellen, die monatlich erscheinen werden. Das Cover vom zweiten Band gefällt mir dann sogar auch 😉 Dieses Buch hat knapp 140 Seiten und ließ sich schnell verschlingen. Stilistisch ist sicher noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber es gab definitiv Elemente, die ich mochte – vor allem, was den realistischeren Teil angeht. Der märchenhaftere Teil, der Jahrhunderte früher spielt, hat mich spontan an diese Grimm Diaries-ebooks erinnert (nicht, dass ich darin schon besonders weit vorgedrungen wäre). Ich muss wohl beides weiter lesen, um die Ähnlichkeiten genauer zu ergründen.
7. Robert C. Marley: Die Marmortreppe [ebook / Short Story]
Kurzgeschichte, die nicht viel kostet und die ich las, bevor ich mir oben genannten Hope-Diamanten besorgt habe. Ich wollte schauen, ob mir der Autor grundsätzlich liegt und fand die kleine Episode nett genug, um weiterzulesen.
[Neuzugänge/Review] Juni
Für den Juni lohnt es sich nicht wirklich, zwei separate Beiträge zu machen, also gibt es die Bücher, die ich gekauft, und die Bücher, die ich beendet habe, diesmal zusammen.
Neuzugänge
Ich habe im Juni mal ausprobiert, keine Bücher zu kaufen. Gar nicht leicht, aber es hat geklappt – im Juni kam dann nur noch „Moonlight & Vines“ an, das ich noch im Mai bestellt hatte. „Yarrow“, ebenfalls von Charles de Lint (aber es gehört nicht zur Newford-Reihe), hat mein Mann mir mitbestellt, als er einen Gutschein bei Amazon eingelöst hat 🙂
Gelesen
Gelesen habe ich schon, aber ich habe nicht wirklich viel beendet. Tatsächlich ist der SuB nicht gesunken, obwohl kaum Bücher bei mir angekommen sind. So sieht das eben aus, wenn ich umfangreichere Bücher lese, die ich noch nicht beenden konnte – außerdem habe ich momentan genügend Freizeit, um mich mal wieder an das eine oder andere kurze PC-Spiel zu setzen (gerade spiele ich „Witches Legacy“, ein Wimmelbild-Adventure).
1. G.K. Chesterton: Apollos Auge
Ich habe schon länger einige Father Brown-Kurzgeschichten auf Englisch im Regal, bin aber irgendwie noch nicht zum Lesen gekommen. Borges hat in diesem Band der „Bibliothek von Babel“ einige, die er für besonders gelungen und auch unter das Phantastische berührenden Aspekten bemerkenswert fand, ausgewählt. Für mich waren die Geschichten stilistisch und inhaltlich ein großer Lesegenuss. Ich bin gespannt, ob ich auch weitere Father Brown-Geschichten so gut finden werde.
2. Tana French: Totengleich (Dublin Murder Squad 2)
Mir hat schon „Grabesgrün“ gefallen, und was ich daran mochte (Figuren, Stil, Stimmung), hat auch in „Totengleich“ wieder gepasst. Außerdem hat mich weniger gestört, die Spannung hielt bis zum Schluss, und das Thema gefiel mir einfach auch (ich mag Schul- und Unisettings). Zwar ist der Ausgangspunkt etwas bemüht, aber Cassies Undercovererlebnisse machen das wieder wett. Die Studenten, bei denen sie lebt, haben mich sofort an Donna Tartts „Die geheime Geschichte“ erinnert, und eine kurze Recherche hat ergeben, dass dieser Roman Tana French tatsächlich beim Schreiben beeinflusst hat 🙂
3. Ursula Isbel: Stimmen im Nebel
Habe ich von einer Freundin geliehen, es ist eines ihrer alten Jugendbücher und enthält drei gruselig-romantische Geschichten, die ich aus Neugier lesen wollte. Es sind einige stimmungsvolle Beschreibungen enthalten, zum Beispiel vom schottischen Moor, aber die Handlung ist leider in allen drei Fällen extrem vorhersehbar.
4. Complete Etiquette for Ladies
Im letzten Londonurlaub habe ich dieses kleine Büchlein im Shop des Highgate Cemetery mitgenommen und nun endlich gelesen. Es gibt einen schönen Einblick in die Etikette der 1870er Jahre. Manches erscheint immer noch sehr plausibel oder auch wünschenswert (damals war es wichtig, sich nicht ständig aufzudrängen), anderes wirkt für einen heutigen Leser deutlich veraltet. Sehr interessant!
5. Lord Dunsany: Das Land des Yann
Ich habe schon früher viele Geschichten von Lord Dunsany gelesen, daher war „Das Land des Yann“ kein SuB-Buch. Auch dieser Band gehört zur „Bibliothek von Babel“ und ist mit einer informativen Einleitung von Borges versehen. Die letzten drei Geschichten waren allerdings neu für mich. Es hat mir wieder gefallen, in Dunsanys Welten abzutauchen, ich fand den Stil diesmal mitunter aber doch zu überladen; wahrscheinlich war ich nicht ganz in der passenden Stimmung – oder meine andere Ausgabe hat einen anderen Übersetzer.
[Review] Mai-Lektüre
Die erste Hälfte des Monats Mai habe ich gefühlt nur Sarah J. Maas gelesen. Erst in der zweiten Monatshälfte hatte ich wieder mehr Muße zum Lesen. Dann brauchte ich etwas Abwechslung und habe sogar meinen Klassiker und mein Sachbuch vom Stapel beendet. Zwischendurch war ich vollkommen versunken in eine Kurzgeschichtensammlung.
1./2. Sarah J. Maas: A Court of Thorns and Roses / A Court of Mist and Fury (Prythian 1+2)
Das war unerwartet. Nachdem mich der Anfang von ACoTaR eher langweilte, hatte ich mich plötzlich richtig festgelesen. Manches, was ich zu Beginn nicht ganz nachvollziehbar fand, klärte sich auch zum Ende hin auf, sodass ich meine Bewertung in der zweiten Hälfte nach oben korrigierte. Beim zweiten Band ging es mir ein bisschen anders, den fand ich zu Beginn besser als im letzten Drittel (Rhysand entpuppte sich leider als richtiger Softie, was die Szenen mit ihm irgendwie ruinierte), obwohl das tatsächliche Ende auch wieder gelungen ist. Man sollte vielleicht nicht zu intensiv über die Romane nachdenken, denn sie sind keineswegs fehlerlos, aber während ich so im Lesefluss war, habe ich sie über weite Strecken wirklich sehr genossen.
3. Nina Blazon: Lillesang
Ich habe schon viele Bücher von Nina Blazon gelesen, dieses reiht sich in die Romane für eine etwas jüngere Zielgruppe ein. Hübsch düstere Meerjungenfrauengeschichte mit dänischem Lokalkolorit.
4. Martin Suter: Allmen und der rosa Diamant (Allmen 2)
Nett. Nicht ganz so nett wie der erste Band um Allmen, den Lebemann, und sein Faktotum Carlos, aber trotzdem. Ein entspannter Krimi mit einem etwas anderen Ermittler, dessen IT-Thema diesmal nicht ganz so gut zur Reihe passt wie die Libellenschalen. Liest sich amüsant und schnell, ist auch nicht umfangreich.
5. The Very Best of Charles de Lint
Dieses Buch habe ich sehr genossen! Ich wollte eigentlich nur ein oder zwei Kurzgeschichten aus dem Band lesen, aber irgendwann hat mich die imaginäre Stadt Newford richtig eingefangen. De Lint hat um die 15 Bücher, Romane und Kurzgeschichtensammlungen, geschrieben, die in dieser Stadt spielen – eine mystisch-folkloristisch angehauchte Urban Fantasy aus der prä-kickass heroine-Zeit, von der ich unbedingt mehr lesen muss. Sieht man dann auch, wenn ich meine Neuzugänge zeige.
6. Philipp Blom: Der taumelnde Kontinent ~ Europa 1900-1914
Ich habe ziemlich lange für dieses Sachbuch gebraucht, was durchaus auch darauf zurückzuführen ist, dass ich nicht immer glücklich damit war. Der Einstieg war gut, auch die Prämisse, die Epoche als eine in sich spannende und dynamische Zeit zu verstehen und nicht nur als Vorkriegsjahre, gefällt mir nach wie vor. Auf politische Entwicklungen geht Blom daher nur am Rande ein. Der Stil ist anekdotenhaft, mitunter reißerisch. Gefallen haben mir in erster Linie die Kapitel zu Themen, mit denen ich mich weniger auskenne, etwa zum Kongo oder zum Schiffsbau, aber auch aus anderen Kapiteln habe ich einiges mitgenommen.
Was ich nicht mochte, war der Fokus; Blom schreibt wie ein Geisteswissenschaftler in dem Sinne, der mir nicht liegt, nämlich mit einer ärgerlichen Überbetonung von Genderfragen, Psychoanalye und moderner Kunst. Vor allem ersteres ging mir mächtig auf den Zeiger, auch weil es mich schlicht wenig interessiert – fortwährend vor allem in den mittleren Kapiteln schwadroniert er über die Krise der Männlichkeit und die Frauenbewegung, wobei mich gelegentlich krampfhaft sexualisierte Deutungen egal welchen Themas, Wiederholungen und einseitige Wertungen gestört haben. Beim Thema Nervenkrankheiten wird beispielsweise der Aspekt, wie eine Modekrankheit funktioniert, völlig außer acht gelassen. Für mich eine mittelmäßige Lektüre.
7. W.S. Maugham: Der Magier
Mein erstes Buch von Maugham, ein „parapsychologischen Roman“ aus dem Umfeld der Pariser Bohème, dem ein sehr sympathisches autobiographisches Fragment vorangestellt ist. Die Bezüge zu Aleister Crowley (das Vorbild für Oliver Haddo) haben mich sehr amüsiert, die Personen sind teilweise hervorragend beschrieben, und der schwere, blumige Stil hat hervorragend zum Thema gepasst.
8. Barbara Sleigh: The Kingdom of Carbonel (Carbonel 2)
Ein englischer Kinderbuchklassiker zum Wohlfühlen aus den 60er Jahren um sprechende Katzen und viel Hexenzauber. Rosemary und John kennt man schon aus dem Vorgänger, und das Katzenkönigreich ist eine wirklich schöne Idee.
9. Perplies/Humberg: Jagd auf den Unsichtbaren (Die unheimlichen Fälle des Lucius Adler 2)
Immer noch finde ich die Darstellung der aus dem Holmes-Kanon bekannten Figuren mäßig bis unpassend, aber da es um diese nur am Rande geht, kann ich das verschmerzen. Die Abenteuer von Lucius und seinen Freunden haben nämlich viele Elemente, die ich mag, ich wünschte nur, sie wären etwas tiefgehender. Leider trauen deutsche Kinderbücher den Lesern oft weniger zu als die englischsprachigen Middle Grade-Bücher – dazu passt eigentlich wenig, dass Anspielungen wie „Carnacki, der Geisterfinder“ eher von Erwachsenen verstanden werden dürften (ich habe mich sehr darüber gefreut!).