Maria Lang: Nicht nur der Mörder lügt
Ich möchte im Winter vielleicht „Tragödie auf einem Landfriedhof“ lesen, ebenfalls von Maria Lang und vor kurzem erschienen; „Nicht nur der Mörder lügt“ wollte ich vorher beenden (die Protagonistin ist nämlich in beiden Büchern dieselbe). Die Autorin wird auf dem Umschlag als „Schwedens Krimikönigin“ bezeichnet, und dies ist ihr Debütroman, erschienen 1949 und nun erstmals auf Deutsch übersetzt. Die Gestaltung beider Bücher ist nebenbei bemerkt sehr passend.
Ein paar unbekümmerte Sommertage auf einer einsamen Insel im See. So war der Plan. Bis die erste Leiche versteckt in den Wäldern liegt…
Auf Anhieb hat mir das vorangestellte, ziemlich amüsante Personenverzeichnis unter dem Titel „Mitwirkende“ gefallen. Viele Charaktere kommen aus dem universitären Literatur- und Künstlermilieu – das hat mich interessiert, kam dann aber doch seltener zur Sprache als erhofft. Schön jedenfalls, mal einen skandinavischen Kriminalroman ohne den üblichen schwermütigen Ermittler zu bekommen 😉
Man bekommt einen ziemlich klassischen Krimi, der, wie oft bei Übersetzungen aus skandinavischen Sprachen, stilistisch einfach ist. Der Lesefluß ist trotzdem gut, ich habe den Text als lebhaft und überraschend modern empfunden. Die Frauen konnte ich von Anfang an gut auseinanderhalten, die männlichen Figuren sind leider etwas eindimensional geraten. Geheimnisse hat natürlich jeder.
Die Stimmung der Gruppe, die sich auf der Insel versammelt hat, um den Sommer zu genießen, ist locker, es gibt viele Flirts. Wie bei Agatha Christie ist das Setting begrenzt, es kommt zu einem Mord, dann wird ermittelt, am Ende steht die große Auflösung in der Gruppe. Interessant ist, daß Puck, die Erzählerin, eben nicht die Ermittelnde, sondern eigentlich Teil des Verdächtigenkreises ist. Trotzdem ist sie sehr aufmerksam und unterstützt Christer, den Polizisten, durch ihre Beobachtungen. Der Fokus liegt stark auf Liebeleien, Affären, Eifersüchtigkeiten (nicht umsonst wurden Maria Langs Romane unter dem Titel „Crimes of Passion“ verfilmt), was nicht ganz meinen Geschmack traf. Dafür hat mir die Landschaft mit mit Moos, Fichtenzapfen und dem See sehr gut gefallen 🙂
Ich habe am Ende mit meinem Verdacht richtig gelegen, aber dabei hat eine Information, die ich vorher schon erhalten hatte, sicherlich auch eine Rolle gespielt (um diese zu erhalten, genügt es, sich auf Wikipedia über das Leben der Autorin zu informieren…). „Nicht nur der Mörder lügt“ fand ich am Ende wirklich nett, ohne aber in besonderem Maße begeistert zu sein. Ich lese aber gerne noch ein weiteres Buch dieser wiederentdeckten Autorin und finde es schön, daß nun auch deutschsprachige Leser Zugang zu diesen Krimis bekommen.
„Du verstehst doch, dass ich es bei dieser Hitze kaum erwarten kann, aus Uppsala rauszukommen? Mach dir mal keine Sorgen. Auf Lillborgen ist es um einiges ruhiger und schöner als in einem dieser schicken Badeorte.“ Der Professor steckte seine Serviette zusammen und meinte dann prophetisch: „An deiner Stelle wäre ich mir da nicht so sicher…“
Winterkatze said,
November 28, 2015 um 17:05
Deine Beschreibung klingt eigentlich sehr nett, auch wenn dir der Liebesgeschichtenanteil zu viel war. Ich glaube, ich hätte damit weniger Probleme – wobei ich auf manche „Liebesgeschichtenanteile“ auch gut verzichten könnte. Da die Bibliothek gerade drei Exemplare davon einarbeitet, halte ich nächstes Jahr mal die Augen danach auf. 😀
Kiya said,
November 28, 2015 um 17:14
Vielleicht nicht mal direkt Liebesgeschichtenanteil – es scheinen eben bei der Autorin die Motivation der Geschichte und die Gründe für Verwicklungen häufig in Beziehungskisten zu liegen, darauf muß man sich eben einstellen. Ist aber schon in Ordnung, ich lese nur auch gerne von anderen Beweggründen in Krimis 😉
natira said,
November 29, 2015 um 15:33
Bei Skoobe gibt es natürlich nur „Tragödie auf dem Landfriedhof“, hm, vielleicht lese ich es trotzdem ohne das „erste“ Buch zu kennen. 😉
Kiya said,
November 29, 2015 um 18:37
Das geht ganz sicher auch, es steht ja doch eher der Kriminalfall im Mittelpunkt und nicht so sehr die persönliche Entwicklung 🙂